Marsdorfer Händler hängen in den Seilen

Die Einzelhändler in Köln-Marsdorf fühlen sich benachteiligt. Sie fordern wie alle anderen Stadtteile vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr. Der Stadtrat sieht dafür aber die Kriterien nicht erfüllt, Marsdorf habe kein gewachsenes Sozialgefüge

Von Andrea Martens

Schlechte Stimmung herrscht zur Zeit unter den Einzelhändlern in Köln-Marsdorf. Besonders aufgebracht ist die Geschäftsführung des Möbelhauses Trösser, die ihren Unmut nun überall in der Stadt auf 80 Großplakaten kund tut. Darauf geht ein Boxer zu Boden, über dem Motiv steht der Schriftzug: „K.o.-Schlag gegen Kölner Unternehmen“. Gemeint sind die Marsdorfer Einzelhändler. Denn die Kölner Kommunalpolitiker haben es diesem Stadtteil als einzigem versagt, an vier Sonntagen im Jahr ihre Geschäfte zu öffnen.

„Wir geraten dadurch unter unglaublichen Wettbewerbsdruck“, sagt Frank Jankuhn, Geschäftsführer bei Trösser. Schließlich gewähren die unmittelbaren Nachbargemeinden wie Rösrath oder Frechen ihren Einzelhändlern auf jeden Fall vier verkaufsoffene Sonntage. „Dorthin fließt dann die Kaufkraft ab“, so Jankuhn. Und die Steuern für Gewerbeeinnahmen gingen der Stadt Köln verloren.

Vor allem aber verstehe er nicht, aus welchem Grund der Antrag auf zwei weitere verkaufsoffene Sonntage im kommenden Herbst abgelehnt worden sei. „Vom Ordnungsamt ist uns bestätigt worden, dass unsere beiden bisherigen Veranstaltungen alle Kriterien erfüllt haben“, sagt der Geschäftsführer des Marsdorfer Möbelhauses.

Das sehen die Kölner Ratsmitglieder ein wenig anders. Und die Sache mit den verkaufsoffenen Sonntagen ist in Köln auch tatsächlich nicht so ganz eindeutig. Grundsätzlich gilt: Geschäfte dürfen an bis zu vier Sonntagen im Jahr geöffnet werden, wenn im Stadtteil Märkte, Ausstellungen, Messen, Volks- und Heimatfeste, sportliche oder kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Das legt § 14 des Ladenschlussgesetzes fest. Alles andere ist Sache der Kommunen.

Die Stadt Köln erlaubte bis vor zwei Jahren nur eine solche Veranstaltung pro Jahr und Stadtbezirk. 2002 wurde dann zum ersten Mal eine Konsensrunde einberufen, der Vertreter verschiedener Interessengemeinschaften, des Einzelhandelsverbandes, der Industrie- und Handelskammer, der Kirchen, Gewerkschaften und der Politik angehörten.

Diese Konsenrunde beschloss nach langem Ringen, vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr und Veedel. Allerdings stellte sie einen eigenen Kriterienkatalog für deren Genehmigung auf.

Jeder einzelne verkaufsoffene Sonntag muss gesondert beim Rat der Stadt Köln beantragt werden. Dafür prüft zunächst das Ordnungsamt gemeinsam mit den Mitgliedern der Konsensrunde, ob alle Kriterien erfüllt sind. Es geht eine Empfehlung auf Annahme oder Ablehnung an der Rat, der dementsprechend entscheidet.

In der Bewertung der Kriterien sind die Mitglieder der Konsensrunde natürlich völlig frei. Das ist Auslegungssache. „Das ist eine Klüngelrunde“, sagt Frank Jankuhn. Ein wichtiges Kriterium für die Annahme eines Antrages ist etwa, dass ein Viertel ein eigenes gewachsenes Sozialgefüge aufweisen kann. Marsdorf hat kein solches Gefüge, ist vielmehr ein reines Gewerbegebiet.

„Das sind Porz-Eil und Porz-Lind aber auch“, so Jankuhn. Dort sitzen seine Konkurrenten Möbel Airport und Porta. Und diese Stadtteile haben problemlos ihre vier Sonntage bekommen. Jankuhn hat keine Ahnung, warum. Das Schlimmste sei, dass ihm diese Frage auch niemand beantworte. „Ich habe verschiedene Mitglieder der Konsensrunde gefragt, ebenso Politiker aus dem Rat“, berichtet er. Niemand könne eine glaubwürdige Antwort geben. Und wenn Junkuhn dann weiter fragt, heißt es von allen nur: „Das ist eben eine politische Entscheidung.“

Robert Kilp, Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung, erklärt die Entscheidnung folgendermaßen: „Marsdorf hatte in diesem Jahre zwei Mal die Gelegenheit zu beweisen, dass es dort ein gewachsenes Umfeld gibt“, sagt er. „Das hat aber nicht so geklappt.“ In Porz-Eil und Porz-Lind sei dies besser gelungen. Wodurch, das kann er auch nicht recht begreiflich machen. Nach den Kommunalwahlen am 26. Sptember wolle die Konsensrunde jedoch noch einmal über ein geeignetes Modell für Stadtteile wie Marsdorf nachdenken. „Aber bis das soweit ist, ist der Herbst längst rum“, sagt Frank Jankuhn.