Finte torpediert Windkraft

Die Fisch-Rarität Finte könnte den Offshore-Windparks den Garaus machen – fürchten Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums

Hannover taz ■ Nach Sturmmöven und Haubentauchern droht jetzt auch die Finte, zu einem echten Problem für die Offshore-Windparks in der Nordsee zu werden. Während das niedersächsische Umweltministerium ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten, das die Standorte der Windparks zum Vogelschutzgebiet erklären soll, gerne mit einem Gegengutachten aushebeln will (siehe Interview), gibt es erstmals selber zu, dass Umweltschutzbelange den zwei millionenteuren Windspargel-Parks vor der Küste Niedersachsens im Weg stehen könnten.

In einem Protokoll aus dem Umweltministerium, das der taz vorliegt, warnt ein Mitarbeiter davor, neue Zählungen des äußerst seltenen, bis zu 40 Zentimeter langen Fisches könnten dazu führen, dass Offshore-Standorte zu Schutzgebieten erklärt werden müssten. „Aus heutiger Sicht“ sei zu hinterfragen, „ob die Datenbasis, die der Abgrenzung des FFH-Gebietes ‚Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer‘ im Jahr 2000 zugrunde lag, das Vorkommen aller Fischarten gemäß Anhang II FFH-Richtlinie genügend valide beschrieb“, heißt es in dem Papier. Bislang wollte Sander wegen der Finte nur den Unterlauf der Elbe melden – und zog sich Krach mit der Wirtschaft in Cuxhaven und Stade zu. Nun, so heißt es, könne der gesamte “Weser-Elbe-Bereich für bestimmte Fische (Finte) von größerer Bedeutung sein. Das Gebiet Nordergründe könnte insofern für eine Auswahl als FFH-Gebiet in Frage kommen“.

Hier will die Bremer Firma Energiekontor 25 Windanlagen installieren. Das Ministerium habe vom Bundesamt für Naturschutz bereits Daten über die Fischbestände angefordert, sagte eine Sprecherin des Umweltministers. „Im Rahmen des Gesamtabgleichs“ von Naturschutz-Belangen würden auch die Daten über die Finte einfließen. ksc