Triebtäter geflüchtet

Offene Arbeitstherapie zur Flucht genutzt. Polizei warnt: Der 66-Jährige könnte Kontakt zu Kindern suchen

Bremen taz ■ Ein wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern dauerhaft in der Psychiatrie untergebrachter Straftäter ist am Donnerstagnachmittag geflüchtet. Der 66-Jährige habe sich in einem unbeobachteten Moment von seinem frei zugänglichen Arbeitsplatz in der Klinikumsgärtnerei entfernt, sagte der Vertreter der kommisarischen Leitung der Forensik am Klinikum Ost, Peter Halsmeyer. Die Gärtnerei befindet sich auf dem Klinikgelände, aber außerhalb des abgeschlossenen Bereichs der Forensik. Die Betreuer hielten normalerweise Sichtkontakt zu den Patienten. Im aktuellen Fall fiel die Flucht allerdings erst nach einer halben Stunde auf.

Es könne auch von medizinischer Seite nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann weitere, ähnlich gelagerte Straftaten begehe, warnte gestern die Polizei. Möglicherweise halte sich der Straftäter in der Nähe von Badeseen auf und suche dort Kontakt zu Kindern. Unter Alkoholeinfluss stehend, neige der Mann, der einen Anker auf der linken Hand tätowiert habe, auch zu aggressivem Verhalten.

Der Patient habe eigentlich seit Jahren bekräftigt, er habe sich damit abgefunden, den Rest seines Lebens in der Forensik zu verbringen, sagte Halsmeyer. „Es kommt für uns ganz überraschend, dass er seine Meinung in diesem Punkt geändert hat.“ Schon seit zwei Jahren sei der Mann alleine zu seinem Arbeitsplatz, zu dem er eine starke psychische Bindung gehabt hätte, und wieder zurück gegangen. „Diese Wege hatte er frei.“ Das Verlassen des geschlossenen Bereichs und das Ankommen in der Gärtnerei seien stets penibel protokolliert worden, Fluchtversuche auf dem Weg wären nach wenigen Minuten aufgefallen.

Ausflüge außerhalb des Klinikums durfte der als „mittelgefährlich“ eingestufte Mann nicht ohne Begleitung unternehmen. „Dieses Vertrauen wollte man ihm noch nicht geben“, sagte Halsmeyer. Schließlich sei er bislang „relativ uneinsichtig“ gewesen, was seine sexuelle Orientierung auf Kinder hin anbelangte.

Die letzte Flucht eines Straftäters aus der offenen Arbeitstherapie liege etwa zwei Jahren zurück, sagte Halsmeyer. Vor vier Jahren entkam ein als hochgefährlich eingestufter Sexualstraftäter – er wurde wieder straffällig. sim