palast der republik
: Mutlose Kulturpolitik

Angesichts der vielen Berliner Baustellen, die sich Kulturstaatsministerin Christina Weiss auf die Schultern lädt, muss man sich fragen, ob die größte davon überhaupt notwendig ist. Die Topographie des Terrors, das Holocaust-Mahnmal und die Akademie der Künste – warum die Ministerin mit aller Macht den Palast der Republik am besten gleich morgen abreißen möchte – keiner versteht es. Ihr Argument gegen jene, die vor dem Abriss warnen, die Mitglieder des Ältestenrates und die Befürworter einer Zwischenlösung: Der Deutsche Bundestag hat es so beschlossen. Punkt. Debatte zu Ende.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das ist richtig. Und niemand in der Republik wird sich gegen die Entscheidung der Volksvertreter stellen. Dem Palast soll ein Architektenwettbewerb folgen, diesem ein neuer Bau, und in jenen zieht ein neuer Nutzer ein. Schön wäre es, wir wären so weit. Sind wir aber nicht – und ist auch Frau Weiss nicht.

Darum ist der leise Vorschlag des Ältestenrates, sich doch einmal Gedanken über eine Zwischennutzung über das Jahr hinaus zu machen, richtig. Denn Abriss um jeden Preis ist Unsinn. Die kulturelle Bespielung des Palasts eröffnet die Chance einer Option mehr für das Gelände. Sie auszulassen wäre nur mehr ignorant gegenüber einer Realität, die sich vor Ort seit Jahren in Szene setzt.

Zugleich wird man das Gefühl nicht los, die Kulturstaatsministerin bekomme langsam Angst, die startende Zwischennutzung könnte ein Selbstläufer werden. Doch was, bitte schön, könnte ihr denn Besseres passieren? Ein Haus, das nicht nur vor sich hin rottet, Projekte, die kreativ damit umgehen können, und ein transitäres Experiment als Konzept – jeder Kulturminister muss da zugreifen. Statt Mut beweist Weiss Angst.