Ölpreis drückt die Stimmung an allen Ecken

Bei Heizöl droht ein Versorgungsengpass. Diesel kostet mehr als einen Euro. Und der Aufschwung könnte enden, bevor er richtig angefangen hat, warnen Experten. Die Opec will aber frühestens im September den Hahn aufdrehen

BERLIN dpa/ap/afp ■ Öl bleibt teuer wie noch nie – und das sorgt auch für steigende Preise beim Heizöl. Das koste knapp 20 Prozent mehr als noch Anfang Juni, hieß es gestern beim Hamburger Energie-Informationsdienst (EID). 100 Liter kosten im Schnitt 44 Euro, 7 Euro mehr als noch vor zwei Monaten. Ein Ende des Preisschubs ist nach EID-Einschätzung nicht in Sicht, da für die meisten Hausbesitzer bald das Auffüllen der Tanks anstehe. Dann könne es nicht nur zu weiteren Preissteigerungen, sondern auch zu Versorgungsengpässen und logistischen Problemen kommen.

Auch Dieselfahrer spüren die Folgen des hohen Ölpreises. Der Durchschnittspreis für einen Liter Diesel liegt mittlerweile bei 99,9 Cent, wie ein Esso-Sprecher bestätigte. Benzin liege bei knapp 1,20 Euro, Normal bei 117,9 Cent. Und das dürfte sich so schnell nicht ändern. Denn Sorgen um die Zukunft des russischen Erdölgiganten Yukos haben den Ölpreis weiter auf Rekordniveau gehalten. In New York schloss der Preis für ein Barrel Rohöl, lieferbar im September, am Donnerstagabend bei 44,41 Dollar – der höchste Wert seit 21 Jahren. In London betrug der Schlusspreis für ein Barrel Rohöl der Markt Brent 41,12 Dollar – 1,42 Dollar mehr als am Mittwoch. Der bisherige Rekord hatte bei 40,64 Dollar gelegen.

Dennoch will die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) nicht vor Mitte September über eine mögliche Ausweitung ihrer Produktion entscheiden. Das Kartell sei bereit, zur Beruhigung des Weltmarkts bis zu 1,5 Millionen Barrel zusätzlich auf den Markt zu pumpen, sagte Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro gestern in Jakarta. Eine Entscheidung werde aber nicht vor der nächsten regulären Ministersitzung am 14. September in Wien fallen. Bereits jetzt fördere die Opec täglich 4 Millionen Barrel mehr Öl als im offiziellen Quotensystem vorgesehen. Der ungebremste Höhenflug stellt nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) die erhoffte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in Deutschland im kommenden Jahr zunehmend in Frage. Im laufenden Jahr dürfte die Konjunktur in Deutschland mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent bereits ihren Zenit erreichen. Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt um 1,3 Prozent wachsen. Der hohe Ölpreis dämpfe die ohnehin schwächelnde Binnennachfrage, und die Nachfrage aus dem Ausland dürfte sich zunehmend abschwächen. Eine kurzfristige Entlastung durch wieder sinkende Ölnotierungen sei nicht zu erwarten. STEP