Bettelnde Revolutionäre

St. Paulis 1:1 gegen Holstein Kiel gibt Aufschluss über den Stand der angekündigten Regionalliga-Revolution

Hamburg taz ■ Dass die Anfangsphase im Regionalliga-Nordderby zwischen St. Pauli und Holstein Kiel von Kampf und Leidenschaft geprägt war, kam für die meisten der über 17.000 Zuschauer keineswegs überraschend. Schließlich hatte ihnen bereits vor Spielbeginn ein Fidel Castro Double martialisch die bevorstehende St. Pauli-Revolution der dritten Liga angekündigt und eben jene Tugenden beschworen, ohne die ein Fußballkrieg nicht zu gewinnen sei.

So dauerte es 27 Minuten bis die Mannschaft von Trainer Andreas Bergmann der Vorgabe des Vereins nachkam, den Fans wieder ansehnlicheren Fußball zu zeigen: Andreas Mayer schloss die bis dahin schönste Kombination mit einem Fernschuss zum 1:0 für St. Pauli ab. In der zweiten Halbzeit wurde Kiel zur spielbestimmenden Mannschaft, drängte St. Pauli weit in die eigene Hälfte zurück und kam so zum verdienten Ausgleich durch Stürmer Würll (67.) „In dieser Phase des Spiels haben wir praktisch um den Ausgleich gebettelt“, sagte Torschütze Mayer, der verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Die Bettelei war jedoch nur von kurzer Dauer, in der Schlussphase ergriff seine Mannschaft wieder die Initiative, doch scheiterten Taljevic an Kiels Torwart Henzler, Mazingu-Dinzey an sich selbst und Akbel am Schiedsrichter, der in einer zumindest fragwürdigen Szene nicht auf Elfmeter entschied. Tatsächlich zeigte das Team gute Ansätze, so dass Trainer Bergmann mit „einem Unentschieden, das Hoffnung macht“ gut leben kann.

Dennoch sah Bergmann auch gegen Kiel vor allem in der offensiven Ausrichtung wieder viele unzureichende Dinge, an denen noch gearbeitet werden muss. Eine Fußball-Revolution lässt sich eben nicht von einem Tag auf den anderen vollziehen. Andere Revolutionen benötigen Jahre, um erfolgreich zu sein. Geduld, St. Pauli, Geduld. HUT