Wo Rechte Bier und Met saufen sollen

Beim „Internationalen Bierfestival“ an der Karl-Marx-Allee, sagen Antifas, gab es einen Stand für Neonazis. Nur wo?

Die „Antifa Friedrichshain“ brachte es an den Tag: Auf dem „8. Internationalen Berliner Bierfestival“ an der Karl-Marx-Allee, wo rund 600.000 Normalos biertrinkender Weise gezählt worden seien, gebe es auch in diesem Jahr wieder einen „Anlaufpunkt für organisierte Berliner Neonazis“. Hieß der Stand der Faschos auf dem laut Eigenwerbung „längsten Biergarten der Welt“ in den vergangenen Jahren passend „Odinstrunk“, sei er in diesem Jahr unter dem Namen „Imkerei Schwaßmann“ anzutreffen, und zwar nahe dem Stand „Preußenpils“. Imkerei wegen Met und Germanen – alles klar?

Die Präsenta GmbH, die das Festival mit mehr als 240 Brauern aus 80 Ländern organisiert, betont dagegen, dass die Imkerei Schwaßmann dieses Jahr „aus den besagten Gründen“ nicht dabei ist, wie ihr Geschäftsführer Lothar Grasnick sagt. Die Imkerei und der „Odinstrunk“ seien in den vergangenen Jahren „immer wieder Stein des Anstoßes“ gewesen. Mit Biertrinkern, die offenkundig solche politische Einstellung gehabt hätten, habe es in den vergangenen Jahren an den genannten Ständen immer wieder mal Rangeleien gegeben, so Grasnick. Deshalb habe man die Geschäftsbeziehung mit der Imkerei beendet.

Die „Antifa Friedrichshain“ aber wollte dem nicht glauben. „Diese Jungnazis lassen kein Besäufnis aus, wenn es darum geht, sich ihre Mädelgruppe schönzutrinken“, lästerte man in „indymedia“. Zum „Biermeile smashen!“ wurde aufgerufen. Am Samstag gab es eine kleine Demonstration gegen die Biermeile unter dem Motto: „Alltagsrassismus, Saufgelage und Chauvinismus. Unser Spaß sieht anders aus!“ Am Freitag, so die Information aus Antifa-Kreisen, habe es den „Honigbier-Stand“ noch gegeben. Dann aber habe man zuerst den Namen „Schwaßmann“, dann den ganzen Stand hinter Planen verschwinden lassen.

Also was jetzt: Gibt es den Nazi-Stand oder nicht?

Die Recherche vor Ort ist trotz vieler bierselig-roter Gesichter ernüchternd. Bier aus Saigon, Met an der „Luther-Schänke“ mit einer Kellnerin in knappem Nonnendress. Doch da: drei Jungmänner mit zumindest sehr kurzen Haaren. Ein „Fighting-Back“-T-Shirt schmückt den breitesten der drei, auf dem Hemd eines anderen mit Glatze ist die Karikatur eines Skinheads mit überdimensionalem Oberkörper zu sehen. Darunter der Spruch: „Wir machen auch Hausbesuche“. Wo gehen sie hin? Führen sie den Weg zur „Imkerei“/zu Odin?

Die drei Kameraden laufen entspannt über die Biermeile. Keine Schlägerei an den Vietnamesen-Ständen. Kein Anhalten am Stand der Brauerei „Ritter Kahlbutz“, der „erotisches Bier“ anpreist. Nur eine kurze Augenflirterei mit kurz berockten Mädels vom „Dingslebener“ Stand.

Da, kurz vor dem Ende der Meile, halten sie dann doch, lassen sich drei Bier am Ausschank vom „Neuzeller Klosterbräu“ ausschenken. Sie trinken Bier. Sie trinken immer noch. Nichts passiert. Ein paar Minuten später nähert sich ein Glatzkopf von „Ultima Thule“, offenbar ein Fußball-Fanclub, dem gleichen Stand. Er lässt sich von einer Hübschen die Glatze kraulen. Dann holt auch er sich ein Bier. Und trinkt. Und nimmt wieder einen Schluck. Tja. Sind die Mönche jetzt Nazis?

Die Kellner von der Klosterbrauerei haben keine Mönchskutten an – ist das verdächtig? Ein Mitarbeiter der Brauerei trägt ein schwarzes T-Shirt: „Give beer a chance“, steht darauf. Ist das nun ein brauner Code? So was wie „Lonsdale“ oder „18“? Die Rechten trinken weiter. Ihr Bier. Die Klosterbrauerei gibt es seit 1589. Auch ein Code?

Ach, was soll’s?! Abbruch der Recherche. Bier trinkende Rechte zu beobachten ist wenig informativ. Lass sie saufen, die Nazis!

PHILIPP GESSLER