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: Die deutschen Weltmeister tanzen keine Samba

Alles wie gehabt: Für die Unterhaltung in der Liga sind die Brasilianer zuständig

Als Hertha BSC Berlin vor Saisonbeginn wieder einmal die Verpflichtung eines Brasilianers vermeldete, waren nicht wenige Experten skeptisch. Zwar ist Herthas Vorzeige-Import Marcelinho einer der besten Spieler der Liga, dennoch haben die Berliner nicht unbedingt immer nur gute Erfahrungen mit Spielern aus dem Weltmeisterland gemacht. Alex Alves scheiterte an seiner mangelnden geistigen Reife und Weltmeister Luizão war nie so gut, wie ihn Hertha-Manager Dieter Hoeneß trotz andauernder Torflaute immer wieder redete. Nun also Gilberto. Wieder ein Brasilianer, den so recht keiner gekannt hat, bevor er in Berlin vorgestellt wurde. Mit seinem ersten Tor im ersten Ligaspiel hat er mögliche Kritiker erst einmal ruhig gestellt. Auch Marcelinho hat getroffen. Und es stellt sich wieder einmal die Frage: Wo würde die Hertha wohl ohne ihre Brasilianer stehen?

Und was wäre die Bundesliga ohne ihre Brasilianer? Ze Roberto rennt für Bayern 50 Meter über den Platz, um Michael Ballack mit einem schicken Hackentrick zu bedienen, woraufhin der so Freigespielte den Ball ins Tor drischt. Franca und Robson Ponte verhelfen Bernd Schneider zu einem Erfolgserlebnis und Leverkusen zu einem überaus glücklichen Sieg gegen Hannover 96. Ewerthon macht für Borussia Dortmund ein Tor, von dem wohl noch am letzten Spieltag gesprochen werden wird, auch wenn der Sieg an die Gäste aus Wolfsburg gegangen ist.

Allein Deutschlands Lieblingsbrasilianer Ailton hat noch nicht überzeugen können am ersten Spieltag. Das macht aber beinahe nichts, solange er weiterhin den niedlichen Wonneproppen gibt, dessen Interviews immer wieder zu wahren Comedyeinlagen geraten. Ailton ist also auch dann Alleinunterhalter, wenn es auf dem Spielfeld einmal nicht so gut läuft.

Nicht so gut gelaufen ist auch das Spiel in Freiburg. Weder der SC noch Hansa Rostock wussten bei der Nullnummer zu gefallen. Kein Wunder, möchte man einwerfen, bei beiden Vereinen steht kein einziger Brasilianer unter Vertrag. Werder Bremen hat zwar auch ohne Ailton gewonnen, doch ein Vergnügen war der Auftritt des Meisters nun wahrlich nicht. Das kann sich noch ändern. Denn auch Werder Bremen hat einen neuen Brasilianer: Gustavo Nery. Der hat, nachdem er mitgeholfen hat, die Copa América zu gewinnen, Sonderurlaub. Wann er für Bremen zaubern wird, steht noch nicht ganz fest.

Und die deutschen Spieler? Wieder einmal war es Michael Ballack, der als einziger Einheimischer wie ein Star gespielt hat. Aber das ist alles halb so schlimm. Denn wir haben Jürgen Klinsmann und werden Weltmeister. ANDREAS RÜTTENAUER