HUNGERSTREIK IRANISCHER JOURNALISTEN GEGEN ZENSUR UND IDEOLOGIE
: Kampf für freie Information

In den letzten vier Jahren wurden in Iran mehr als 120 Zeitungen und Zeitschriften verboten und rund fünfzig Internetdienste „gefiltert“. Das waren vergebliche Versuche der herrschenden Theokraten, dem Volk Informationen über das eigene Land und die Außenwelt vorzuenthalten. Denn rund fünfzig persischsprachige Rundfunk- und Fernsehsender aus dem Ausland unterlaufen die Zensur. Dem Regime konnte es nach jahrelangen gewaltsamen Versuchen nicht gelingen, Millionen iranische Familien daran zu hindern, auf den Dächern ihrer Häuser Parabolantennen zu installieren, die ihnen den Zugang zu den aktuellen Nachrichten und den Ereignissen in und außerhalb ihres Landes ermöglichen.

Dank Internet, das inzwischen von Millionen Iranern, vor allem von der Jugend, genutzt wird, macht sich jede Zensurbehörde lächerlich, wenn sie zu bestimmen versucht, was das Volk erfahren darf und wie es denken soll. Die modernen Kommunikationsmittel und ihre massenhafte Verbreitung weisen Despotien, die das Recht auf Information und Meinungsäußerung außer Kraft setzen, in eine Zeit, die der Vergangenheit angehört.

Diese Fakten sind auch den Islamisten in Iran nicht verborgen geblieben. Denn auch sie benutzen das Internet, auch sie hören und sehen ausländische Sender. Aber warum setzen sie die Verbote fort, warum sperren sie die besten Journalisten ein, warum geben sie es nicht endlich auf, das Volk zu bevormunden?

Es sind vermutlich Rache und Hass, die die Fundamentalisten verblenden und die Sicht auf die Realität verhindern. Hass gegen Intellektuelle und gegen Andersdenkende. Hass gegen jeden, der an ihrem verkrustetem Weltbild zweifelt und an den Pforten jenes ideologischen Gebäudes rüttelt. Ihre Rache gilt den Journalisten, Schriftstellern, Künstlern, die trotz brutaler Gewalt, trotz Gefängnis und Folter ihren Widerstand nicht aufgeben. Sie trifft aber auch die Frauen, die Diskriminierungen nicht länger hinnehmen wollen und für ihre Gleichberechtigung kämpfen – und die Jugendlichen, die ein anderes Leben haben wollen als das, was die turbantragenden Herrscher ihnen seit 25 Jahren aufzwingen wollen.

Mag sein, dass die Fundamentalisten durch die Gewalt, die sie nach ihrem manipulierten Sieg bei den Parlamentswahlen verstärkt anwenden, sich noch eine Weile an der Macht halten können. Aber Staatssysteme wie die Islamische Republik gehören längst der Geschichte an. In unserer globalisierten Welt werden sie früher oder später scheitern. BAHMAN NIRUMAND