Konzern kauft sich frei

Anstatt in erneuerbare Energien zu investieren zahlt der schwedische Stromriese Vattenfall lieber eine Strafe

STOCKHOLM taz ■ Schwedens StromkonsumentInnen zahlen seit Mai letzten Jahres für den Umbau der Energieproduktion hin zu erneuerbaren Quellen 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Ihr Geld fließt in „Stromzertifikate“. Diese erhalten dann Stromproduzenten – und zwar für jede aus Windkraft, Sonnen- oder Bioenergie ins Netz gespeiste Megawattstunde. In diesem Jahr ist jeder Konzern verpflichtet, für 8 Prozent seiner Produktion solche Zertifkate nachzuweisen, 2010 sogar für 16 Prozent. Betreiber von Atom- oder Kohlekraftwerken müssen die „grünen Zertifkate“ deshalb kaufen. Andernfalls droht eine Strafe. Gezahlt wird diese an den Staat.

Doch was als Ausnahme gedacht war, wird nun die Regel: Ein Fünftel aller Betreiber lässt sich lieber auf die Strafabgabe ein. Schon wenige Monate nachdem das System eingeführt wurde, war das billiger als Zertifikate zu kaufen. Ausgerechnet Vattenfall erwies sich als größter Sünder. Dabei gehört das Unternehmen dem Staat.

„Skandalös“, urteilte nicht nur Ingegerd Saarinen, grünes Mitglied im Wirtschaftssausschuss des Parlaments. Das Geschäftsgebaren ärgert auch die Umweltministerin. Den Wirtschaftsminister Leif Pagrotsky aber nicht: Die Strafabgabe sei „im Gesetz schließlich vorgesehen“. Der Haken: Diese Gelder werden nicht in die Produktion erneuerbarer Energien gesteckt. Sie füllen den Staatssäckel. So kann es dauern, bis sich etwas ändert. Verbraucherschützerin Karin Lindel rät: „Gegebenenfalls den Stromanbieter wechseln.“ REINHARD WOLFF