Kommentar: Sommertheater
: Rüttgers ist wieder da

Im Streit um den Kündigungsschutz war er über eine Woche nicht erreichbar. Während sich diverse Unionsfürsten über den Vorstoß von CDU-Bundestagsfraktionsvize Friedrich Merz zerrieben, blieb Jürgen Rüttgers auf Tauchstation im Urlaub, war nicht zu erreichen, als sei das Telefon noch nicht erfunden. „Ungewöhnlich“ fand das selbst einer seiner Sprecher.

Jetzt aber ist Rüttgers wieder da, und er will von sich reden machen. Die Rechtschreibreform lehnt der CDU-Oppositionsführer ab, die Hartz-Gesetzgebung mit wachsender Medienschelte seit Neuestem auch. Außerdem sorgt sich Jürgen Rüttgers um den Umgang Jugendlicher besonders mit weichen Drogen.

Interessant ist das nicht: Zu offensichtlich wirkt der Versuch, im Sommerloch zu punkten, zu unglaubwürdig die nachträgliche, moralisierende Haltung Rüttgers‘ gerade bei Hartz IV – schließlich sorgte im Dezember ausgerechnet die CDU über den Bundesrat für eine Verschärfung des Sozialabbaus gerade bei den Zumutbarkeitsregeln. Schade nur: Von Rüttgers war damals nichts zu hören, genau wie zur Drogenproblematik, bevor sich der Spiegel des Themas vor einigen Wochen annahm. Glaubwürdiger erscheint da immerhin der Kampf des CDU-Chefs für die althergebrachte Rechtschreibung. Doch der löst kein einziges Problem Nordrhein-Westfalens.

ANDREAS WYPUTTA