unterm strich
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Schon wieder kein Skandal! Die Bayreuther Festspiele haben die Darstellung von „Parsifal“-Regisseur Christoph Schlingensief zurückgewiesen, es habe in der Aufführung am vergangenen Freitag einen technischen Defekt gegeben. Schlingensief hatte dies als Ursache für den vorübergehenden Ausfall der Videoeinspielung mit einem verwesenden Hasen genannt. Tatsächlich sei das Video entsprechend den Festlegungen pünktlich eingespielt worden, teilten die Festspiele gestern mit. Jedoch habe Dirigent Pierre Boulez langsamer als in der Premiere dirigiert, sodass das Video zu früh beendet gewesen sei. „Da die Persönlichkeit des Dirigenten und die Mitglieder des Festspielorchesters Menschen sind und daher jede Aufführung in ihrem Tempo gewissen natürlichen Schwankungen unterliegt, ist die Kombination mit einem technischen Medium, etwa einem in seiner Dauer fixierten Video, problematisch“, hieß es in der Erklärung der Festspiele. Schlingensief hätte erst die Technische Leitung kontaktieren sollen, „bevor er in bedenklicher Weise öffentlich und nachweislich unrichtig von ‚Eingriff‘ oder ‚Defekt‘ sprach“. Tja.

Eva Kemlein, die seit 1945 mit ihrer Kamera die deutsche Theaterszene in Ost und West dokumentierte, ist tot. Die Theaterfotografin starb am Sonntag wenige Tage nach ihrem 95. Geburtstag. Als Tochter jüdischer Eltern am 4. August 1909 in Berlin geboren, ging sie fast bis zuletzt mit ihrer Kamera auf die Suche nach dem besten Motiv. Immer in Schwarz-Weiß hielt Kemlein die legendären Inszenierungen von Bertolt Brecht, Wolfgang Langhoff und Heiner Müller fest. Sie begleitete die Arbeit des Berliner Ensembles im Ostteil der Stadt ebenso wie die der Schaubühne und des Schiller-Theaters im Westteil.