Protest in 840 Metern Tiefe

Atomgegner besetzen Endlagerschacht Gorleben. Gespräch mit Trittin gefordert

HANNOVER taz ■ In 840 Metern Tiefe im Gorlebener Endlagerbergwerk haben gestern 14 Atomkraftgegner eine Protestaktion gegen eine Atommüllkippe im Wendland gestartet: Zwei Frauen und zehn Männer fuhren vormittags als Besuchergruppe ein, richteten sich unten häuslich ein und erklärten den Gorlebener Salzstock kurzerhand für besetzt. In einer Erklärung verlangten sie vom Bundesumweltministerium und vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) „die Gründe für die Nichteignung Gorlebens unverzüglich auf den Tisch zu legen“. Ebenso unverzüglich hätten Jürgen Trittin und BfS-Präsident Wolfram König den Verzicht auf die Endlagerprojekte Gorleben und Schacht Konrad zu erklären. Die Endlagersuche sei – wie von der Bundesregierung versprochen – auf einer weißen Landkarte neu zu starten. Die Besetzer, unter ihnen auch zwei aus Frankreich, forderten außerdem ein Gespräch „im Schacht“ mit Trittin und Wolfram König.

Unterstützung fanden die Besetzer über Tage, wo sich weitere hundert AKW-Gegner vor dem Endlagerbaustelle sammelten. Die Bundesregierung müsse endlich ihre Zweifel offen legen und „sagen, warum ein Endlager im Gorlebener Salzstock nicht geht“, verlangte der Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke. Nach seinen Angaben sicherte die „Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern“ (DBE) einer Anwältin der BI zu, die Besetzer mit Lebensmitteln zu versorgen. Das BfS als Hausherr und auch der Bundesumweltminister erklärten sich zwar prinzipiell zum Dialog mit der BI bereit, machten aber zunächst keine Anstalten, die Forderungen der Besetzer zu erfüllen. „Die Sicherheit unter Tage ist gewährleistet, wir warten erst einmal ab“, erklärte ein BfS-Sprecher. Ehmke: „Wir können auch gut abwarten.“

JÜRGEN VOGES