Übersee evaluiert

Gleich zwei Gremien externer Experten befassten sich gestern mit dem Übersee-Museum: Der Landesrechnungshof und der wissenschaftliche Beirat des Hauses. Letzterer besteht aus führenden Museumsleuten aus dem deutschsprachigen Raum.

Während Christian Feest, Direktor des Wiener Völkerkunde-Museums, die Neukonzeption des Übersee lobte, verlangt der Rechnungshof eine „Hinterfragung“ der bislang zur Hälfte umgesetzten Modernisierung der Dauerausstellung. Das Erdgeschoss (Ozeanien und Asien) ist neu gestaltet, bis 2016 folgen die Etagen mit Afrika und Amerika. Wegen einer „negativen Besucherentwicklung“ fordert der Rechnungshof die „Überprüfung der Themenschwerpunkte“, der Beirat verweist auf deren Nominierung für den „Europäischen Museumspreis“.

Einig sind sich die Experten unterschiedlicher Provenienz in der Kritik an den Finanzen. Doch während der Rechnungshof den gesetzeswidrigen Verzehr von Stiftungskapital zum Defizitausgleich beklagt, fordert der Beirat die „nachhaltige Absicherung“. Kürzlich hat das Kulturressort in Kenntnis der anstehenden Expertisen erklärt, den Zuschuss von vier Millionen Euro um 200.000 zu erhöhen. Langt das? „Die mittelfristige Finanzplanung ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Gabriele Müller. Die seit 2008 amtierende Geschäftsführerin hält die Rechnungshof-Kritik im Übrigen für „zum Teil berechtigt“. Man arbeite insbesondere an einer transparenteren Kosten/Leistungsrechnung.

Lob und Tadel: Die vielfältigen Methoden der hauseigenen Museumspädagogik seien beispielhaft, sagt der Beirat. Willi Xylander, Vizepräsident des Deutschen Museumsbundes, hält andererseits eine intensivere Erforschung der „im nationalen Rahmen sehr bedeutenden“ Sammlungen des Hauses für erforderlich. HENNING BLEYL