Der zweite Anlauf

Sibylle Umlauf hat Sinn für Humor. „Beim allem ist es mir sehr bewusst, dass es leichter ist, ein Amt zu bekommen, als es dann gut auszuführen – dabei fand ich das erste schon ziemlich schwierig“, sagte sie bei ihrer Amtseinführung als Präsidentin des Hamburger Landgerichts am Donnerstag.

Das ist nur dann so richtig zu verstehen, wenn man weiß, dass Sibylle Umlauf 2007 als Kandidatin des damaligen Justizsenators Lüdemann (CDU) für die Leitung des Hamburger Oberlandesgerichts (OLG) ins Rennen ging. Damals düpierte das Ergebnis vor allem den Senator: Umlauf unterlag knapp gegen Erika Andreß, der damaligen Vizepräsidentin des OLG.

Laut Gerhard Schaberg, dem Vorsitzenden des Hamburger Richtervereins, macht sie das jedoch „keineswegs zu einer Kandidatin minderer Güte für das Landgericht“. Er glaubt, dass Umlauf die anstehenden Aufgaben, nämlich die Einführung der Selbstverwaltung in die Justiz und die Darstellung als dritte Gewalt in der Öffentlichkeit „mit Nachdruck vertreten kann und wird“. Eben diese Unabhängigkeit von der Politik fordern nicht nur Richtervereinigungen – in Hamburg hat sie sich der grüne Justizsenator Steffen auf die Fahnen geschrieben.

Als Präsidentin ist die 56-jährige Umlauf nun Dienstherrin der Richter am Landgericht und zuständig für Verwaltungs- und Personalfragen, Einfluss auf Richterentscheidungen hat sie jedoch nicht. Über die Berufung neuer Richter entscheidet der Richterwahlausschuss. Dennoch hat die Präsidentin dabei einen gewissen Einfluss und von daher nannte Umlauf bei ihrem Antritt als eine ihrer Aufgaben, die „hohe Qualität und Akzeptanz“ der Rechtssprechung weiterhin zu sichern.

In Hamburg ist sie dabei in guter weiblicher Gesellschaft: Sowohl die Leitung des Sozial-, des Arbeits- als auch des Oberlandesgerichts liegt in weiblicher Hand. Sibylle Umlauf hat nach Stationen am Amts- und Landgericht auch schon im Dienst eines Justizsenators gestanden: 1987 bis 1989 war sie Pressesprecherin von Wolfgang Curilla (SPD). Dennoch schickte sie CDU-Senator Lüdemann ins Rennen. Bei der nun möglicherweise anstehenden Neubesetzung der Generalstaatsanwaltschaft werde Parteienproporz keine Rolle spielen, heißt es aus der Justizbehörde. GRÄ

SIBYLLE UMLAUF, 56, ist die neue Präsidentin des Hamburger Landgerichts. Die gebürtige Bremerin begann 1979 als Richterin in Hamburg am Amts- und Landgericht. Jetzt soll sie den Weg der Justiz zu mehr Unabhängigkeit ebnen.FOTO: PRIVAT