Tropenklinik – quo vadis?

Bernhard-Nocht-Institut plant Erweiterungsbau und wehrt sich gegen Vorschlag, mit der finanziell angeschlagenen Tropenklinik aufs UKE-Gelände umzuziehen

Die Hamburger Tropenklinik, klinische Abteilung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI), steckt nach eigenem Bekunden „in einer wirtschaftlich schwierigen Situation“, schreibt rote Zahlen. Grund für die finanzielle Schieflage: Die von den Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsreform stetig heruntergefahrenen Klinik-Budgets und die besondere medizinische Spezialausrichtung der 62-Betten-Klinik.

Da die Tropenmediziner ständig für den Fall der Fälle, einen Patienten mit einem exotischen, schwer diagnostizierbaren und hoch ansteckenden Krankheitsbild, gerüstet sein müssen, muss die Klinik ständig hoch spezialisierte Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten auf Abruf bereithalten – eine Leistung, die die Kassen nur unzureichend bezahlen. Ebenfalls nicht abgerechnet werden können zahlreiche nur im dafür ausgerüsteten Tropeninstitut fundiert zu stellende Diagnosen von Patienten, die aber außerhalb von Hamburg untergebracht sind.

Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme befürchtet das BNI-Direktorium jetzt, dass der geplante, etwa 20 Millionen Euro teure Erweiterungsbau, dessen Erstellung schon in gut einem Monat beginnen soll, noch einmal auf den Prüfstein kommt. Angezettelt wurde diese Debatte vor kurzem vom Ärztlichen Direktor des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE), Jörg Debatin, der den Neubau, dessen Fertigstellung für 2006 geplant ist, kurzerhand für überflüssig erklärte. Die Tropenklinik, so verlautbarte Debatin in der Welt, könne doch nach Eppendorf umziehen, an das UKE angegliedert und damit auf den Erweiterungsbau am derzeitigen Standort in St. Pauli verzichtet werden.

Die Leitung des BNI sieht darin einen „ärgerlichen, nicht hilfreichen Vorschlag, der unser Haus gefährdet“. Ein benötigter Neubau auf dem UKE-Gelände wäre „viel teurer“ als die jetzt geplante Erweiterung. Zudem sei die Tropenmedizin für die Uniklinik uninteressant, da sie in der medizinischen Ausbildung nur eine absolute Randrolle spiele. Das renommierte Tropeninstitut, das vergangenes Jahr durch die Aufnahme fast aller in Deutschland aufgetretenen Verdachtsfälle der Atemwegserkrankung SARS bundesweit für Schlagzeilen sorgte, würde als Bestandteil des UKE deshalb bald in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Marco Carini