Deutscher Appetit auf Folter

betr.:Lynndie heißt in Dänemark Annemette“, taz vom 5. 8. 04

Warum packt uns eigentlich dieses lähmende Entsetzen, wenn wir sehen, wie international und umfangreich die Riege der Folterknechte ist? Mir ging das auch zu Beginn so. Inzwischen wird mir klarer, dass die populären Handschriften politischer und ideologischer Intoleranz Menschenrechte begraben und Folterkammern öffnen. Die Bereitschaft zum Quälen und Unterdrücken kann jederzeit mobilisiert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, je mehr die Einteilbarkeit der Welt und des Denkens in Gut und Böse suggeriert wird. Das kann man im Film „Das Experiment“ genauso gut sehen, wie man es an der Brechreiz verursachenden juristischen Würgerei im Fall Metzeler/Daschner ablesen kann.

Soll mir keiner erzählen, dass in Deutschland kein entsprechender Appetit besteht. Organisationen wie amnesty können nicht wachsam genug sein. Immunität vor dem Rückfall in Barbarei bricht in dieser Welt noch lange nicht aus. JOCHEN SINDBERG, Berlin