Treue Dienste enden im KZ

Vor der heutigen Eröffnung des Tansania-Parks in der Jenfelder Lettow-Vorbeck-Kaserne tauften Kritiker ihn gestern um: Sie ehren den Askari Mohammed Hussein Bayume, der von den Nazis im Lager Sachsenhausen umgebracht wurde

von GERNOT KNÖDLER

Der Tansania-Park in Jenfeld, der heute im Rahmen eines Staatsbesuches eröffnet werden soll, ist gestern protesthalber umbenannt worden. Mitglieder des Eine-Welt-Netzwerks und der GAL Wandsbek verhängten den neben dem Eingang angebrachten Schriftzug „Lettow-Vorbeck-Kaserne“ mit dem Namen „Mohammed Hussein Bayume Park“. Daneben klebten sie eine Tafel mit der Biografie Bayumes, eines afrikanischen Soldaten Lettow-Vorbecks, der 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.

Mit der Aktion distanzierten sich die GAL und das Netzwerk von dem Park in seiner jetzigen Form. „Die konzeptionell völlig ungenügende Präsentation der im Geiste des Kolonialismus und des Militarismus geschaffenen Nazi-Denkmäler ist als Beitrag zur deutsch-afrikanischen Völkerverständigung ungeeignet und einer zeitgemäßen Gedenkstätte unwürdig“, stellten sie fest. Mit dem Namen Bayume-Park wollten sie der im „Tansania-Park“ verdrängten Opfer kolonialer Ausbeutung und rassistischer Gewalt gedenken.

Wie einer für den Park erstellten Broschüre zu entnehmen ist, diente Bayume im Ersten Weltkrieg als Kindersoldat in den deutschen Kolonialtruppen. In den zwanziger Jahren kam er nach Deutschland, wo er sich als Artist, Barmann, Swahili-Lehrer und unter den Nazis als Schauspieler in Kolonialfilmen durchschlug. Seine Ehe mit einer Sudetendeutschen werteten die Nazis 1941 als „Rassenschande“ und lieferten ihn ohne Prozess oder Urteil ins KZ Sachsenhausen ein. Wie Ludwig Gerhard, der Vorsitzende des Kuratoriums für die museumspädagogische Begleitung des Parks, anmerkt, sei er ironischerweise der einzige unter allen namentlich bekannten Deutsch-Afrikanern gewesen, der sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges freiwillig als Soldat gemeldet hatte.

„Ich bin gespannt, ob das morgen noch da hängt“, sagte Frank Hiemer von der GAL Wandsbek mit Blick auf Namenstransparent und Hinweistafel. Kaum war die Umbenennungsaktion zu Ende, erschienen Vertreter des Bezirksamtes, um beides zu begutachten und um festzustellen, ob eventuell eine Sachbeschädigung vorliege.

Der Park wird heute vom neuen Zweiten Bürgermeister Mario Mettbach (Schill-Partei) in Anwesenheit des Premierministers der Vereinigten Republik Tansania, Frederick T. Sumaye, eröffnet. Ein expliziter Hinweis auf die dunklen Seiten der deutsch-afrikanischen Beziehungen mag da unerwünscht sein.

In dem kleinen Park auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne stand ursprünglich nur ein Ehrenmal für die deutschen Kolonialtruppen. Anlass für den Park boten die beiden Reliefs des Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmals, das mit Auflösung der Kaserne heimatlos und auf Initiative des Kulturkreises Jenfeld beim Ehrenmal wieder aufgebaut wurde. Die beiden Reliefs zeigen afrikanische Hilfstruppen (Askaris) und Träger, mit deren Hilfe General von Lettow-Vorbeck den Briten im Ersten Weltkrieg vier Jahre lang widerstand.

Außerdem sollte der ehemalige Expo-Pavillon Tansanias auf das Gelände gestellt und mit einer Ausstellung versehen werden, die den Bezug zum heutigen Tansania herstellt. Das Konzept dafür steht aus. Zu einem Alternativ-Vorschlag, einen richtigen Park der Kolonialdenkmäler zu gestalten, schwieg der Senat.