Eine Wiese will was werden

Auf dem Stadtwerder, zwischen großer und kleiner Weser, wird Naherholung großgeschrieben. Anlieger und Umweltverbände fordern Verbesserungen. Samstag großes Umweltfest hinter dem Café Sand. Ideenbörse zur Zukunft der Kinderwiese

Bremen taz ■ Lisa liegt im Hafen und weiß von nichts. Um sie herum aber brodelt es. Lisa ist eins von vielen Schiffen, das beim Bremer Segelverein vor Anker liegt. Wie dieser säumen zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen den Weg entlang der Weser von der Neustadt bis zum Café Sand. Zwar soll niemand von dort vertrieben werden, „aber“, so Dieter Stratmann, Besitzer der Hal-Över Fähren und des Café Sand, „der Stadtwerder muss als Naherholungsgebiet aufgewertet werden“.

Stratmann ist mit dieser Auffassung nicht alleine. Der Neustädter Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer sieht ebenfalls Handlungsbedarf. So müsse der neu geschaffene Fußweg, der parallel zur Werderstaße verläuft, fortgeführt werden bis zum Café Sand. Und die Anrainer sollten sich „optisch nicht so abschotten“, so der Stadtteilpolitiker, der dabei besonders das Licht- und Luftbad vor Augen hat. Die FKK Fläche hinterm hohen Bretterzaun ist, wie der Ruderverein oder der Postsportverein, eine alteingesessene Einrichtung, die, obwohl öffentlich zugänglich, einen sehr privaten Eindruck macht. Das aber ist nur eins der Probleme.

Noch wichtiger ist das Thema Verkehr. Obwohl am Strandweg entlang der Weser und um die Ecke im Fährweg am Wochenende der Bär in Form von Inline-Skatern, Radfahrern und Spaziergängern tobt, sind Autos dort immer noch zugelassen. „Da kann man eigentlich nur noch rückwärts fahren, so voll ist das da“, witzelt Fischer. Aber es gibt auch ernste Besorgnis: „Dass da noch nichts passiert ist, ist ein glattes Wunder.“ Es sind in erster Linie die Kleingärtner, die darauf beharren, weiterhin Zufahrt zu ihrem Verein „Beim Kuhhirten“ zu haben. Für sie müsse man „über eine Sonderlösung nachdenken“, schlägt Fischer vor.

Unterstützung bekommt Fischer für die Idee der Verkehrsberuhigung von den Naturschutzverbänden BUND und AG Stadt Land Ökologie. Beide wollen auf dem Bremer Umweltfest am Samstag die Perspektiven für den Stadtwerder debattieren und dabei insbesondere die Zukunft der so genannten Kinderwiese im Blick behalten. „Man könnte dort eine Obstbaumwiese pflanzen“, regt Peter Müller vom BUND an. Konkrete Vorhaben gibt es aber bislang noch nicht. Auf dem Fest sollen daher in Wort und Bild Ideen entwickelt werden. „Bis jetzt sind viele Ideen auch daran gescheitert, dass die Stadt eine Nutzung der Kinderwiese zwar duldet, dass man dort aber eigentlich nichts verändern darf“, so Müller. Man könnte dort keinen festen Unterstand bauen, nicht einmal Bäume dürften aktuell gepflanzt werden. „Warum eigentlich nicht?“ fragt sich Müller. „Schließlich sind alle Pläne vom Tisch, dass dort Wohnungen gebaut werden.“ In der Tat hat sich seit einem Vorstoß der CDU vor drei Jahren niemand mehr dafür ausgesprochen, den ganzen Stadtwerder zu bebauen. Bis auf Weiteres wird es bei den geplanten Luxuswohnungen auf dem Gelände um den alten Wasserturm bleiben. Die Stadtwerke suchen dafür einen Investor.

Was die Kinderwiese angeht, so steht lediglich fest, dass Café Sand-Besitzer Stratmann die Wiese pachten wird. „Das ist ja quasi unser Garten, um den wir uns schon jetzt kümmern“, so Stratmann. Er sei für alle Nutzungsideen offen, betont er. Er habe schon mal Kontakt zu einem Borgfelder Bauern aufgenommen, der dort Tiere weiden lassen würde. Elke Heyduck

Bremer Umweltfest mit Speis’ und Trank und Mitmach-Zirkus am Samstag ab 11 Uhr auf der Wiese hinter dem Café Sand. Debatte um die Kinderwiese ab 15 Uhr. U.a. mit den Umwelt- und BaupolitikerInnen Frank Imhoff (CDU), Karin Krusche (Grüne) und Carsten Sieling (SPD).