Bombenexplosionen erschüttern Istanbul

Al-Qaida-Anhänger bekennen sich zu vier Anschlägen mit zwei Toten. Türkische Polizei glaubt an Kurden als Täter

ISTANBUL taz/afp ■ Gleich vier nahezu zeitgleich gezündete Bomben haben in der Nacht auf Dienstag Istanbul erschüttert. Bei den Anschlägen starben zwei Menschen, elf wurden zum Teil schwer verletzt. Die Bombenanschläge richteten sich gegen zwei kleine Hotels in der historischen Altstadt in Sultanahmet und im angrenzenden Bezirk Laleli. Zwei weitere Bomben explodierten am Stadtrand in einer Flüssiggas-Abfüllanlage. Sie richteten nur Sachschaden an.

Gegen 2 Uhr morgens kündigte ein Anrufer im Hotel Pars in Laleli an, dass in wenigen Minuten eine Bombe hochgehen werde. Die kurz darauf erfolgte Explosion tötete einen Iraner sofort, ein schwer verletzter Türke starb wenig später. Fast gleichzeitig explodierte eine Bombe im Star Hotel in Sultanahmet. Hier gab es Verletzte, unter anderem Holländer, Touristen aus China und der Ukraine.

Der Istanbuler Polizeipräsident Celalettin Cerrah und Innenminister Abdulkadir Aksu sprachen von einem terroristischen Angriff. Auf einer islamistischen Webseite bekannte sich eine mit al-Qaida verbundene Gruppe zu den Anschlägen. „Die Abu-Hafs-al-Masri-Brigaden haben die erste einer Serie von Operationen ausgeführt, die gegen die europäischen Staaten gestartet werden“, hieß es. Die Angriffe seien angeordnet worden, nachdem „alle europäischen Staaten den Waffenstillstand abgelehnt“ hätten, den Al-Qaida-Anführer Ussama Bin Laden ihnen angeboten habe, hieß es in der Erklärung weiter. Die folgenden Angriffe „werden brutaler sein“. Al-Qaida hatte die europäischen Staaten Mitte April aufgefordert, bis zum 15. Juli ihre Truppen aus dem Irak und Afghanistan abzuziehen. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht bestätigt werden.

Doch anders als bei den Anschlägen auf Synagogen und britische Einrichtungen im November 2003, die islamistische Terroristen aus dem Umfeld von al-Qaida verübten, glaubt die türkische Polizei an eine Täterschaft der kurdischen PKK/Kongra-Gel. Die PKK hatte zum 1. Juni einen fünfjährigen Waffenstillstand aufgekündigt und gedroht, auch wieder touristische Einrichtungen anzugreifen. Seit Juni hat sich die kurdische Guerilla, die dem türkischen Staat vorwirft, nie zu Friedensverhandlungen bereit gewesen zu sein, auf Angriffe in den kurdischen Gebieten beschränkt. Dabei wurden bereits etliche Soldaten und Polizisten getötet. Vor wenigen Tagen verhaftete die Polizei vier Kurden in Istanbul, denen sie Beteiligung an Angriffen auf staatliche Einrichtungen vorwirft. JG