Fehlstart ins Lehrjahr

Zu Beginn des Ausbildungsjahres suchen noch mehr als 10.000 Jugendliche eine Lehrstelle. Der Senat appelliert an die Betroffenen, jetzt nicht aufzugeben. Last-Minute-Vermittlung angekündigt

von RICHARD ROTHER

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist weiter dramatisch. Zu Beginn des Ausbildungsjahres waren in Berlin noch rund 10.600 Jugendliche ohne Lehrstelle. Dies teilte das Landesarbeitsamt gestern mit. Dem standen lediglich rund 2.700 noch zu besetzende betriebliche Ausbildungsplätze gegenüber. Zu befürchten ist, dass auch in diesem Jahr viele Jugendliche leer ausgehen – wie im vergangenen Jahr. Trotz erheblicher Anstrengungen der öffentlichen Hand waren im letzten Jahr rund 2.300 Jugendliche unversorgt geblieben.

Auch in diesem Jahr springt wieder der Staat ein, um die Lücke zwischen 31.000 Bewerbern und rund 10.500 von der Wirtschaft angebotenen Lehrstellen zu schließen. Über das Bund-Länder-Programm werden in Berlin 3.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze eingerichtet. Zusätzlich legen die Arbeitsämter berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen auf und führen im Oktober eine Nachvermittlungsaktion durch.

„Wir hoffen, jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatzangebot unterbreiten zu können“, sagte gestern der neue Chef des Landesarbeitsamtes, Rolf Seutemann, der seit dem 1. August im Amt ist. Dies werde aber nicht immer ein betriebliches Angebot sein. Zudem müssten sich die Jugendlichen überlegen, ob es nicht auch eine zweitbeste Lösung für sie gebe, wenn sie in ihrem Wunschberuf keine Stelle finden. Seutemann appellierte an die Jugendlichen, die schon einen Ausbildungsvertrag haben, sich bei den Arbeitsämtern abzumelden. „Dann können wir uns besser auf die noch nicht Vermittelten konzentrieren.“

Susanne Ahlers, Staatssekretärin für Arbeit in der Wirtschaftsverwaltung, appellierte gestern an die Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, „jetzt nicht aufzugeben“. Im Oktober würden in einer Last-Minute-Aktion noch nicht besetzte Stellen vermittelt, öffentlich geförderte Lehrstellen würden jetzt eingerichtet. Diese vermittelten die Arbeitsämter. Ahlers: „Daher sollten alle Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, unbedingt den Kontakt zu ihrem Arbeitsamt halten.“

Gleichzeitig gab Ahlers der Berliner Wirtschaft Rückendeckung. Trotz schlechter Konjunktur hätten die Berliner Betriebe aus Industrie, Handwerk und Handel die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze annähernd auf dem Stand des Vorjahres halten können.