Begegnung im Zug führt zum 11. 9.

Hamburger Attentäter wollten nach Tschetschenien, ein Zufall brachte sie zu Bin Laden

BERLIN taz ■ Es sind nur knapp zwei der über 500 Seiten des US-Ausschussberichtes über die Vorgänge des 11. September 2001 – doch sie könnten auch für den Hamburger Prozess gegen Mounir al-Motassadeq von Bedeutung sein. Denn während die Ermittler in Deutschland seit langem davon ausgingen, die Hamburger Zelle um Mohammed Atta habe sich die Pläne für die Anschläge des 11. September weitgehend selbstständig ausgedacht, legt der US-Bericht eine direkte Verantwortung Ussama Bin Ladens für die Planung der Anschläge nahe – und eine mehr zufällige Beteiligung der Hamburger Studenten.

Der Bericht, der sich offenbar auf Aussagen des in den USA inhaftierten Ramsi Binalshibh stützt, geht davon aus, Binalshibh und Marwan al-Shehhi hätten bei einer Zugfahrt 1999 in Deutschland zufällig einen Mann namens Chalid al-Masri kennen gelernt und seien ins Gespräch über den Dschihad in Tschetschenien gekommen. Als die Hamburger Masri später anriefen und ihm, der offenbar über Verbindungen verfügte, ihr Interesse bekundeten, nach Tschetschenien zu reisen, habe er sie an einen Mann namens Abu Musab in Duisburg verwiesen. Der, in Wirklichkeit laut US-Bericht der Al-Qaida-Funktionär Mahamedou Ould Slahi, habe sie dann stattdessen dazu überredet, zunächst nach Afghanistan zu reisen, um dort zu Kämpfern ausgebildet zu werden.

Im November 1999 traten vier Mitglieder der Hamburger Zelle die Reise an, wurden in Afghanistan in die Al-Qaida-Struktur integriert und von Bin Laden persönlich als ideale Besetzung für die bereits ausgearbeiteten Attentatspläne auserkoren und mit der Auflage, sich um Flugtraining zu bemühen und die Vorbereitungen zu treffen, nach Deutschland zurückgeschickt.

Mottasadeq habe in Hamburg dafür gesorgt, die Reise der vier anderen geheim zu halten. PKT