Tal des todes überdacht

Winnetou reitet immer. Die Karl May-Festspiele sind trotz wetter-kapriolen ein publikumsrenner

Elspe taz ■ Niemand hat Angst vor dem tal des todes. Obwohl andere freilichtbühnen mit den extremen wettersprüngen hadern, konnte in Elspe bereits der 100.000ste besucher begrüsst werden. „Bei uns musste noch nie eine vorstellung abgesagt werden“, sagt der geschäftsführer der Karl May-Festspiele Jochen Bludau. Die 4.300 sitzplätze seien überdacht, es gäbe weder probleme mit strömendem regen noch mit praller sonne. „Wenn es aber morgens regnet, ist die tageskasse besonders gut“, lacht Bludau.

Die meisten zuschauer kommen aus dem 60 kilometer-radius. Aus dem zentralen ruhrgebiet sind sie erstaunlich dünn gesät, nur aus den randgebieten Recklinghausen oder Dorsten gäbe es starke resonanz. „Immer dort, wo es viele ein und zwei-familien-häuser gibt.“ Der geschäftsführer kennt seine klientel aus eltern, großeltern und kindern ziemlich genau. Auch besucher aus dem Kölner raum oder dem Münsterland seien häufig vertreten.

Mit der literatur von Karl May kennen sich die jugendlichen heute allerdings nicht mehr aus. Die seien alle von den filmen geprägt, sagt Bludau. Im aktuellen stück „Im Tal des Todes“ spiele beispielsweise Old Shatterhand nicht mit. Viele der jungen besucher stünden etwas enttäuscht vor den werbetafeln: „Wer ist denn Old Firehand?“ werde häufig gefragt. Diese Karl May figur tauche eben so gut wie nie in den alten filmen auf.

Auch in diesem jahr rechnen die veranstalter wieder mit knapp einer viertel million zuschauer. Bereits seit 40 jahren gallopieren die guten auf echten pferden hinter den bösen her, verständigen sich im lockeren Karl May-englisch, während die luftgewehr-salven knattern. Noch bis mitte september sind die 60 mitwirkenden in der naturkulisse zu bewundern. Höhepunkt der action-inszenierung ist ein sprung aus 18 meter höhe von deutschlands größtem wasserfall hinab. Aus den laienspielen der 1960er Jahre ist mittlerweile eine ganztages-profiveranstaltung geworden. Die zeit bis zum abendlichen indianer-spektakel überbrücken jetzt südafrikanische akrobaten, ungarische sensationsdarsteller und eine in Nashville produzierte revue.

Hitze oder hagel, den hauptdarstellern ist das wetter egal. „Ich werde immer nass“, sagt Benjamin Armbruster, der den Winnetou spielt. In seinem hirschledernen kostüm rinne entweder regenwasser oder schweiss – oder beides. PEL