Russkije wnimanije!

Die Grünen stellen ihr wahlprogramm auf russisch vor. Aber nur sieben von 8.000 kölner russen interessiert das

Die idee klang nicht schlecht: „Zur präsentation des kommunalwahlprogramms von Bündnis 90/Die Grünen Köln in russischer Sprache laden wir herzlich ein“, hieß es in der pressemitteilung. Warum nicht? In Köln gibt es mehr als 8.000 russen, ukrainer und weissrussen mit deutschem pass. Da ist es doch offensichtlich vernünftig von den Grünen, ihr wahlprogramm auf russisch zu übersetzen, um auch diese wählerschicht für „ihre sache“ zu gewinnen.

Strategischen weitblick ließ auch eine weitere information auf der einladung vermuten: mit Alla Jarovaja haben die Grünen nämlich eine kandidatin für die bezirksvertretung Chorweiler aufgestellt, die zumindest dem namen nach zu dieser bevölkerungsgruppe gehört. Kluger schachzug, wohnen doch bekanntermaßen ziemlich viele „russen“ in Chorweiler.

Am dienstag abend im büro des kölner kreisverbands am Ebertplatz zeigte sich allerdings, dass an dem konzept für den effizienten einsatz in der kommenden harten wahlkampfzeit noch ein bisschen gefeilt werden muss. Zunächst einmal ist es zwar löblich, dass Diana Siebert, die geschäftsführerin des kölner kreisverbands, des russischen mächtig ist. Noch dazu, wo sie wahlkreiskandidatin für Heimersdorf/Seeberg ist, wozu auch Chorweiler gehört. Aber warum lädt man pressevertreter zu einer veranstaltung ein, die komplett in russischer sprache abgehalten wird? Die ausführungen mögen ja für das publikum interessant gewesen sein – allerdings ließ sich auch das problemlos an zwei händen abzählen (5 frauen, 3 männer), wobei sich später herausstellte, dass eine der frauen besagte bezirkskandidatin Alla Jarovaja war, die sich (wegen der wenigen zuhörer?) offenbar nicht vorne hinstellen mochte.

Jedenfalls erbarmte sich schließlich eine der frauen und klärte die verzweifelte taz-reporterin auf: Hier wurde nicht das grüne wahlprogramm (als auf russisch übersetztes heftchen) vorgestellt, sondern dies war eine veranstaltung „auf russisch“! Vielleicht gibt es demnächst auch grünen wahlkampf auf türkisch, griechisch, italienisch etc. Was ja, wie gesagt, nicht die schlechteste idee wäre. Vorher allerdings sollten die Grünen ihre kontakte in die migrantenszene etwas auffrischen. Sonst kommt wieder keiner – außer der taz. Susanne Gannott