gottschalk sagt
: Showdown auf der mehrzweckspur

CHRISTIAN GOTTSCHALK: die kolumne am donnerstag

Da ich mich an meine prognosen nur erinnere, wenn sie eintreffen, um mich dann als weitsichtiger prophet zu gerieren, prophezeie ich mal: Das geht schief. Obwohl die idee gar nicht schlecht ist. Aber zu kompliziert. So was kommt dabei heraus, wenn man versucht, es ring-gastronomen, einzelhändlern und den autofahrern recht zu machen.

Ab montag gelten, zunächst versuchsweise, neue verkehrsregeln für die ringe zwischen ehrenstraße und aachener straße. Man hatte es vor zwei jahren ja mal mit einer vollsperrung versucht, dabei aber vergessen, dass es sich um eine bundesstraße handelt und eine sperrung gegen bundesrecht verstößt. Also tüftelte man zwei jahre herum, heraus kam die „mehrzeckspur“.

Zunächst wird der schmale rote streifen mit der glitschigen bepflasterung, den man uns in den 80ern als radweg andrehen wollte, dem fußweg zugeschlagen. Gute idee, zumal die außengastronomie den platz sowieso schon fast in beschlag genommen hatte. Die parkplätze werden dann radweg. Ob die autofahrer das merken, sei dahingestellt.

Dann kommt die mehrzweckspur. Ich beschreibe ihnen mal die beschilderung, und sie raten, was sie bedeutet. Untereinander werden drei schilder mit zusatzschildern zu sehen sein: Absolutes halteverbot, montag bis samstag, 16-19 uhr. Eingeschränktes halteverbot: montag bis samstag 7-16 uhr. P (parkplatz), mit parkschein mo.-sa. 19-23 uhr. Frage: Wann darf man fahren, wann umsonst parken? Sie haben fünf sekunden zeit, dann fängt es hinter ihnen an zu hupen, und ihnen werden schläge angeboten.

Bedenken sie, wir reden über leute, die ohne schlechtes gewissen auf eindeutig ausgeschilderten radwegen parken, die meinen, tempo 240 sei „zügig aber sicher“, die zu blöd zum rechts abbiegen sind, die den Suzuki Vitara, den BMW MX oder den Audi TT für tolle autos halten. Über leute, die glauben, durch hupen könne man verkehrsstaus auflösen, beim türöffnen brauche man sich nicht umzuschauen und geschwindigkeitskontrollen seien eine menschenrechtsverletzung. Wir reden über autofahrer. Deshalb sind die gut gemeinten bemühungen des amtes für straßen- und verkehrstechnik zum scheitern verurteilt. Und sollte ich im unrecht sein: Vergessen wir's.