Putin weiter ohne würde

Nach andauernden protesten verleiht die universität Hamburg Putin doch keine ehrendoktorwürde. die kritiker freut‘s – auch wenn sie offiziell gar nichts dafür können

Hamburg taz ■ Peinlich ist es ihnen, dass die uni Hamburg dem russischen präsidenten Wladimir Putin nun doch keinen ehrendoktor verleiht. So peinlich, dass die Putin-fans nun den kopf einziehen. Der hamburger CDU-fraktionschef Bernd Reinert gab noch rasch SPD und GAL die mitschuld an der ausgefallenen würdigung, will sonst aber nichts sagen. Ex-bürgermeister Henning Voscherau, der noch vor wenigen tagen kritikern der verleihung vorgeworfen hatte, hamburgs ruf zu schädigen und ansonsten „maul halten“ empfahl, hält sich jetzt selbst dran und urlaubt. Immerhin würden die diplomaten im russischen konsulat den eklat beobachten, heißt es hinter vorgehaltener hand. Deswegen bloß nicht noch öl ins feuer schütten.

Die idee der uni, dem ex-KGB-offizier anläßlich seines Hamburg-besuchs im september ein doktorhütchen aufzusetzen, war auf harsche kritik gestoßen. 67 professoren sprachen sich gegen die verleihung aus – wegen des tschetschenienkrieges und Putins autoritärem führungsstil. Menschenrechtler und oppositionspolitiker sahen das genauso. Fanny Dethloff, die flüchtlingsbeauftragte der nordelbischen kirche, atmet auf: „Damit endet eine ungeheuerliche peinlichkeit für die stadt Hamburg.“ Es wäre moralisch schwierig gewesen, Putin einen ehrentitel zu verleihen.

„Wir werten die absage ganz klar als erfolg des protestes“, sagt Stefan Kühn vom uni-asta, „und als schlag ins gesicht für befürworter wie unipräsident Lüthje“.

Offiziell hat das alles natürlich nichts mit den protesten zu tun: „Die in solchen fällen notwendigen vorbereitungen können bis zu diesem termin nicht mehr abgeschlossen werden“, so die lapidare begründung der uni. Weil gestern sogleich ausgiebig darüber gewitzelt wurde, dass es die universität hamburg bis september wohl nicht schaffe, die entsprechende urkunde auszudrucken, konkretisiert unisprecher Peter Wiegand: „Die gründe dafür, dass die vorbereitungen nicht abgeschlossen werden können, liegen außerhalb der universität.“ Wo genau sie liegen, will er nicht sagen.

Wahrscheinlich ist, dass Putin selbst abgesagt hat – zwar hatte auch der kreml stets „das maul gehalten“, aber Putin wird wohl wenig interesse an demonstrierenden studenten bei seinem besuch gehabt haben.

Damit dürfte das thema dr. h.c. Putin endgültig vom tisch sein. „Eine staatspräsident braucht für eine solche ehrung den rahmen politischer gespräche“, erklärt Wiegand, „wer weiß, ob es eine solche situation in hamburg überhaupt je wieder gibt?“ Marc-André Rüssau

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