: videorekorder: belle & sebastian
„Hipness“, so hat es Tom Wolfe einmal geschrieben, „is not only about how you are but also about where you are“, und damit die bars, cafés und plattenläden im Soho der ganz frühen sechzigerjahre gemeint. Der hippe ort, an dem sich die sanften töne von Belle & Sebastian in ihrem neuen videoclip „wrapped up in books“ zwischen raumhohen fichtenholzregalen verfangen, ist wiederum ein antiquariat in der Glasgower altstadt. Und damit die topografische ausformung dessen, worum es der band um birkenstock-träger Stuart Murdoch schon seit einer guten dekade geht. Einer band, auf deren plattencovern entrückte mädchen Franz Kafkas „der prozess“ lesen. Einer band, deren plattentitel schon mal einer erzählung von Cécile Aubry entliehen sind. Und auf deren plattencoverrückseiten auch mal ein kurzes feuilleton abgedruckt ist. Sein titel: „Do you want to know what a hipster in glasgow talks about?“ Nun, da Murdoch selbst längst die blaupause dessen ist, was denn in Glasgow so als hipster durchgehen darf, redet ein Glasgower hipster vermutlich am liebsten über den existenzialismus in verstaubten altstadtantiquariaten. Und das mit hübschen, entrückten mädchen, die sich gerade ein verstaubtes buch aus den raumhohen fichtenregalen gegriffen haben: Sein titel: „political commitment in the twentieth century literature“. Mögen andere den begriff diskursrock für sich beanspruchen. Den belesenen feierabendsoundtrack für akademisch sozialisierte macht mit Belle & Sebastian eine band, deren Stuart Murdoch fast mal dekan einer hochschule geworden wäre. Aber die hübschen, entrückten mädchen entpuppen sich bald auch nur als ganz gewöhnliche, bodenständige, muttertriebgesteuerte langweilerinnen. CLEM
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