jan schlaudraff
: Runderneuert

Nennen wir ihn doch einfach den neuen, den runderneuerten Jan Schlaudraff. Schmerzfrei, nach seiner Leistenoperation während der Winterpause. Lauffreudig, trotz nur anderthalb Wochen Training. Uneigennützig, bei seiner Vorlage zum Tor des Tages durch Arnold Bruggink. Schlaudraff gelang beim 1:0-Heimsieg von Hannover 96 gegen Bayer Leverkusen ein bemerkenswertes Comeback. Nach dem Duell zwischen bodenständig und hochnäsig sagte er: „Wir haben nicht brilliert, aber immer alles gegeben.“ Schlaudraff hat für bodenständig gespielt und ist nicht als hochnäsig aufgefallen.

Schlaudraff, der ehemalige Nationalspieler und frühere Bayern-Profi, braucht auf seinem Weg zurück in die Bundesliga noch mehr gelungene Auftritte dieser Art. Der 25-Jährige, gegen Leverkusen mal wieder in der Startformation, war in Hannover wegen einer Art Extrawurst-Syndrom zuletzt ins Abseits geraten. Wahrscheinlich haben ihm deshalb am Samstag nur wenige seiner Mannschaftskameraden demonstrativ auf die Schulter geklopft. „Jan hat sich ins 96-Kollektiv eingefügt und ist einen Schritt auf die Mannschaft zugegangen“, sagte etwa Mitspieler Hanno Balitsch. „Jan hat wohltuenden Applaus bekommen. Aber er muss sich ins Buch schreiben: So wollen wir ihn sehen“, meinte 96-Trainer Dieter Hecking, dessen Job vorerst wieder gesichert ist.

Es war selbst Klubchef Martin Kind nicht verborgen geblieben, dass Schlaudraff seit seinem Wechsel nach Hannover im Juli 2008 ein Fremder in der neuen Heimat ist. Der Ballkünstler mit dem bubenhaften Körper passt nur bedingt in die Philosophie eines Vereins, bei dem angesichts bescheidener finanzieller Möglichkeiten nur die Mannschaft der Star sein kann. „Bisher ist es durchwachsen gelaufen für mich“, gesteht der 25-Jährige. Am Samstag tritt Hannover 96 beim FC Bayern an. Herr Schlaudraff, wurde er nach dem Sieg gegen Leverkusen gefragt, sehen Sie sich in München wieder in der 96-Startelf? „Da sehe ich mich definitiv wieder drin“, lautete seine Antwort. Es war der alte Jan Schlaudraff, der sich in diesem Augenblick wieder zu Wort meldete. CHRISTIAN OTTO