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: Aufstand der Anständigen mit „18,99 € Hoffenheim“

Die Fußball-Bundesliga verroht. Herr Zwanziger, wir brauchen eine neue Kommision!

Es konnte so nicht weitergehen. Nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung musste Hoffenheim mit einem Dämpfer in der Rückrunde rechnen. Nie geht es nur in eine Richtung. Nie weist der Pfeil nur nach oben. Aber dass es derart dick kommt für den Aufsteiger, das konnte keiner absehen. Erst fällt Topstürmer Vedad Ibisevic aus, dann schwächen sie sich mit der Verpflichtung von „Bobbycar“ Sanogo selbst. Offensivkraft Obasi ist nicht fit, Torhüter Hildebrand auch nicht – okay, das ist zu verschmerzen. Ferner verpassen Jancker und Ibertsberger fast eine Dopingprobe. Die Schmähungen der generischen Fans gehen weiter („18,99 € Hoffenheim“; „Untersucht lieber das Finanzdoping!“). Und schließlich wird Jung-Nationalspieler Weis vom Platz gestellt, obwohl er nach einem Tritt auf die Wade nur zuckte und dabei dummerweise den Dortmunder Kehl zu Fall brachte.

Es ist wirklich vertrackt. Alles hat sich gegen das Superteam der Hinrunde verschworen. Werden jetzt Jancker und Ibertsberger gesperrt, dann muss wohl mit einem Sturz in die Bedeutungslosigkeit gerechnet werden. Oder nicht? Bisher halten sich die Kicker von Coach Rangnick wacker. Sie sammeln zwar nur Pünktchen für Pünktchen, aber auch die läppern sich. Die Frage ist trotzdem: Wie viel Krise verträgt Hoffenheim? Wie stabil ist die Konstruktion, wenn das Fundament bröckelt? Haben sie zur Bewältigung der Misere den Mächten des Bösen nicht Tür und Tor geöffnet: dem Startum und dem Panikkauf? Haben sich in Rangnicks Mixtur nicht Ingredienzen gemischt, die aus dem Wundermittel Pottasche werden lassen? Fakt ist: Der Saisonrest wird für Hoffenheim zu einer ständigen Bewährungsprobe, zu einem Überlebenstraining in den Höhen der Bundesligatabelle.

Schwer haben es auch die Schiedsrichter. Die Erkenntnis ist so alt, wie der Ball rund ist, aber was die Profis derzeit aufführen, ist schon ein starkes Stück. Der faire Sportsmann, ein Ideal aus alter Zeit, man findet ihn nicht mehr auf den Plätzen der Liga. Ellenbogen werden in Gesichter gerammt, mit Kung-Fu-Tritten der Oberschenkel des Gegners malträtiert, Elfmeter im Dutzend geschunden, und man pöbelt wie der Trunkenbold in der Ostkurve. Zu höchster Kunst hat es Keeper Lehmann gebracht, der Kleidungsstücke von Kontrahenten, die diese durch Dusseligkeit oder Unachtsamkeit auf dem Feld verloren haben, in die Botanik katapultiert. Es gibt nur eine Möglichkeit, dem Verfall der Sitten zu begegnen – ein Aufstand der Anständigen: Theo Zwanziger, übernehmen Sie! Bilden Sie eine KzBdÜ, eine Kommission zur Beseitigung dieses Übels. Und vergessen Sie nicht, sich beraten zu lassen: am besten von Dietmar Hopp. Sie wissen schon, der von 18,99 € Hoffenheim.

MARKUS VÖLKER