Krise normal

FDP will zur Sacharbeit zurückkehren, Schill aber nicht mehr ins Richteramt. SPD gibt die Hoffnung nicht auf

Die FDP versucht, Normalität zu demonstrieren: Auf ihrem Landesparteitag gestern Abend in Wilhelmsburg befasste sie sich lieber mit dem Themenschwerpunkt „Wachsende Stadt“, als die Senatskrise noch einmal in extenso aufzuarbeiten – das ist er wohl: Der beschworene Wille, zur Sacharbeit zurückzukehren. Der Leitantrag der Freidemokraten zum Parteitag spricht denn auch davon, dass „die Liberalen die von der Bürgerkoalition selbst initiierte Aufbruchstimmung nutzen wollen“ – was vermuten lässt, dass der Text schon vor geraumer Zeit formuliert wurde. Die SPD stellt derweil fest: „Die Regierungskrise im Rathaus ist nicht vorbei.“

Hamburgs Landeschef Olaf Scholz prognostizierte, die kommenden Bürgerschaftssitzungen würden zu „Schill-Shows“ degenerieren, wenn Schill weiterhin als Abgeordneter präsent sei. Der Bürgermeister gebe dem geschassten Senator „einen Freibrief für seine Eskapaden“. Scholz wird gemeinsam mit den Spitzen der Rathausfraktion heute Nachmittag bei einer Parteiveranstaltung auf der Mönckebergstraße unverdrossen für Neuwahlen plädieren. Dabei ist selbstverständlich auch eine Jazzband, wie es sich für Sozialdemokraten gebührt.

Die tägliche Wasserstandsmeldung in Sachen Schill-Zukunft besagt, dass der Ex-Innensenator offenbar keine Lust mehr hat, Richter in Hamburg zu sein. Die Bild-„Zeitung“ hat erfahren, dass Schill sich bereits bei der Behörde nach seinen Pensionsansprüchen erkundigt habe. Ansonsten deutete er ein „lukratives Angebot aus der Wirtschaft“ an. Dies sei, so hieß es, jedoch daran geknüpft, dass Schill der Regierung keinerlei Schwierigkeiten mehr mache. Dann wird das wohl nichts werden mit dem Job. PETER AHRENS