Staatsgast macht Rückzieher

Weil der Premierminister ausbleibt, eröffnet der Vorsitzende des Kulturkreises Jenfeld den Tansania-Park kurzerhand selbst. Senat kündigt neuen Einweihungstermin an

Die geladenen Gäste standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Wer gestern Vormittag der Eröffnung der „Gedenkstätte in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne ‚Tanzania-Park‘“ durch den Premierminister Tansanias, Frederick T. Sumaye, beiwohnen wollte, musste sich mit einer stark abgespeckten Veranstaltung begnügen. Der Premier hatte einen Rückzieher gemacht, aber die Nachricht davon hatte 60 bis 80 Gäste nicht erreicht. Horst Junk, Vorsitzender des Kulturkreises Jenfeld und Inititator des Parks, nutzte ihre Anwesenheit kurzerhand, um das Ausbleiben des Staatsgastes zu ignorieren: Er hielt seine Rede trotzdem und erklärte den Park für eröffnet.

Die Senats-Pressestelle gab als Grund für die Absage „Terminschwierigkeiten des tansanischen Premierministers“ an. Er habe seine Ankunft verschieben müssen und sei erst am Abend in Fuhlsbüttel eingetroffen. Sumayes Terminschwierigkeiten hatten jedoch weniger technische als inhaltliche Gründe: Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jürgen Klimke erfuhr auf telefonische Nachfrage, Staatspräsident Benjamin William Mkapa habe den Premierminister daran gehindert, an dem Festakt teilzunehmen. Sumaye musste aus diplomatischen Gründen noch ein Weilchen in der Schweiz bleiben. Im Vorfeld der Eröffnung war kritisiert worden, der Park in seiner jetzigen Form zeichne ein unangemessen harmonisches Bild der deutsch-ostafrikanischen Vergangenheit.

Ob der Tansania-Park nun eröffnet ist oder nicht, ist unklar. Die Staatliche Pressestelle kündigte an, es werde ein neuer Termin für die Eröffnung vereinbart. Die Schuld für die vergurkte Ausladung schob sie Junk in die Schuhe: „Wir bedauern, dass es Herrn Junk nicht gelungen ist, alle Gäste rechtzeitig von der Absage in Kenntnis zu setzen“, teilte sie mit. Der Verwaltung war das Scheitern des Festaktes spätestens seit 18 Uhr am Vorabend bekannt. Junk war gestern Nachmittag nicht zu erreichen.

In dem Park auf dem ehemaligen Kasernengelände wurde ein Kriegerdenkmal zu Ehren afrikanischer Hilfstruppen im Ersten Weltkrieg zu einem vorhandenen Schutztruppen-Denkmal gestellt. Dieses Ensemble ohne ein museumspädagogisches Konzept und Verweise auf das moderne Tansania überstürzt als Tansania-Park einzuweihen, war von Dritte-Welt-Gruppen, Vertretern der Universität und der GAL kritisiert worden. Immerhin hat das Bezirksamt Wandsbek in 1000facher Auflage eine Begleitbroschüre herausgegeben, die sich mit den Denkmalen und den Scheußlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte auseinander setzt. Gernot Knödler