Dissonanzen
: Ein Fest pro Ohr

Heute beginnt das eine, morgen das andere: Die 17. niedersächsischen Musiktage eröffnen am Sonntag um 16 Uhr im Landesfunkhaus Hannover des NDR mit einem – so wird versprochen – „Riesenspektakel“. „Comics“, so heißt Brent Lorentzens 1988 uraufgeführte Komposition für Tuba, Symphonieorchester und über 200 Kinder, die dann erklingt. Genau 20,5 Stunden nachdem der erste Ton des 14. Bremer Musikfestes erschallt ist: Heute ab 19.30 Uhr soll die „Große Nachtmusik“ „acht Spielstätten in Klang hüllen“. Immerhin, die Abschlusskonzerte liegen dann eine knappe Woche auseinander: In Bremen bestreitet Nikolaus Harnoncourt mit dem Concentus Musicus am 30. September das Finale, das niedersächsische Festival endet am 5. Oktober. Und die Ausrichtung beider unterscheidet sich deutlich: Während sich das Musikfest als Society-Event inszeniert, bei dem „hören und gesehen werden“ laut Eigenwerbung gleich wichtig sind, haben die Musiktage ein inhaltliches Profil. Kinder heißt ihr Thema in diesem Jahr. Und da mutet es merkwürdig misstönend an, dass Thomas Alberts Bremer Musikfest gerade in diesem Jahr ein umfangreiches Familienprogramm präsentiert, noch dazu im Rahmen des als „Umland-Gastspiel“ deklarierten Wochenendes auf Schloss Gödens am 13. und 14. September. Denn die räumliche Nähe beider Festivals empfindet wohl nicht nur Musiktage-Organisatorin Kirsten Friedrich „als Problem“. Besonders weil sich das Bremer Groß-Ereignis „so sehr ausdehnt“ – auf ihr Territorium. Sicher, Konzert heißt ursprünglich Wettstreit, und Konkurrenz, so sagt man, belebt das Geschäft. Ob das aber auch bei einem rückläufigen Markt und in Zeiten wirtschaftlicher Rezession gilt, weiß der Volksmund nicht. Fest steht indes: Auf jeweils zwei Ohren kommt weiterhin nur ein Kopf. BeS