tonspur
: Elfte September

Jetzt geht es wieder los mit den verstärkten Erinnerungen: Einen Tag vor dem 11. September beschäftigt sich der WDR mit den Auswirkungen des Anschlags vor zwei Jahren auf die Wirtschaft. Das „Klima der Angst“ sorgt noch immer dafür, dass die allgemeine Wirtschaftsentwicklung teilweise stagniert – in Tourismus, im Hotelgewerbe und in der Flugbranche. Eine sachliche Bestandsaufnahme des „Preises der Furcht“ hat Annette Moll in ihrem Feature versucht, ohne Dramatik, Tränenwischerei oder der patriotischen Heroisierung der Retter. Konsumpatriotismus, der Boykott einiger europäischer Waren, das Ausbleiben der Touristen, das neue Stichwort „Homeland Security“, das ein unglaubliches Budget verschlingt – am Ende weiß man nicht, wann das Land eigentlich in einem merkwürdigeren Zustand war, vor oder nach der Attacke. („Preis der Furcht – Die US-Wirtschaft im Zeichen von Terror und Krieg“, 10. 9., 20.15, WDR 5)

Und weil der 11. September, das ist nun mal so, auch noch der 100. Geburtstag von unser aller Lieblingsphilosoph Adorno gewesen wäre, kann man sich mit einem wahren Theodor-W.-Marathon endlich mal richtig ins Thema einhören. Eigentlich dürfte man den Frankfurter Schüler gar nicht in Radiohäppchen portionieren, er selber war strikt dagegen, seine einstündigen Vorträge zu kürzen und so für die gängigen Radioformate zurechtzustutzen. Trotzdem versucht es sein Stammsender, der Hessische Rundfunk: vom 11. bis 26. 9. kann man montags bis freitags um 14.30 Uhr auf hr2 dem literarischen Adorno lauschen, dazu folgen noch Adorno-Themenabende und eine Adorno-Mediennacht unter anderem mit Alexander Kluge und Christoph Schlingensief (26. 9., 20 Uhr, hr2). Und da soll mal noch einer sagen, Medien verdummen.

„Zuerst kommen die Entdecker, dann die Sklavenfänger“: Ein Hörspiel über Schlepperbanden und so genannte Illegale hat Stefan Finke geschrieben. In „Tomaten für Bristol“ ersticken 58 ChinesInnen bei der Überquerung des Ärmelkanals in einem Container, am heißesten Junitag seit Jahrzehnten, ohne Klimaanlage – ein trauriges, nachdenkliches Stück Realität, dass Christoph Pragua vorsichtig, fast assoziativ und wie eine Collage aus Gedanken, Spielszenen und Sounds inszeniert hat. (10. 9., 22 Uhr, WDR 3)VERONA VON BLAUPUNKT