Tal im Hafen

Wie jeden Sommer leiden die Fische in der Elbe unter zu wenig Sauerstoff. Für Menschen gibt das Institut für Hygiene und Umwelt Entwarnung: Ozonwerte sind unbedenklich

Ein Sauerstofftal schiebt sich die Elbe entlang. Am ausgeprägtesten ist es zurzeit im Hafen. Hier hat der Sauerstoffgehalt einen Wert von deutlich unter drei Milligramm pro Liter erreicht – da wird es für Fische kritisch. Grund genug für Umweltstaatsrätin Herlinde Gundlach, sich auf einer Barkassenfahrt zur Wassermessstelle Bunthaus – gemeinsam mit einer Schar Journalisten – die Elblage von den Wasserexperten vom Institut für Hygiene und Umwelt erklären zu lassen.

Neben technischen Geräten, die ständig Sauerstoffgehalt, PH-Wert und Radioaktivität kontrollieren, wird in der Wassermessstelle auch recht simpel geprüft: mit Wasserflöhen. Die winzigen Tiere leben hier in einem kaum zigarettenschachtelgroßen Glasbehälter, durch den Elbwasser geleitet wird. Wenn Gift im Wasser ist, bewegen sie sich erst fluchtartig – und dann im schlimmsten Fall gar nicht mehr.

Der Sauerstoffmangel, den Bunthaus zurzeit meldet, hat Tradition in Hamburg. Der einzige Sommer, an dem die Sauerstoffkonzentration keinen kritischen Wert erreichte, war 1996. „Damals dachten wir, mit der Elbqualität ginge es ab jetzt nur noch steil bergauf“, so Werner Blohm vom Wassergütemessnetz. Leider erfüllten sich die Hoffnungen der Wissenschaftler nicht. Der gute Wert 1996 lag wohl am verregneten Sommer. Seither verschlechtert sich der Sauerstoffgehalt der Elbe wieder.

Paradoxerweise liegt das an der geringeren toxischen Belastung der Mittel- und Oberelbe. Denn auch die Algenblüte ist aufgrund des besseren Wassers stärker. Deswegen ist mehr Biomasse in der Elbe, deren Abbau den Sauerstoffhaushalt durcheinander bringt – das führt sie in der Tideelbe zum Sauerstofftal.

Trotzdem hat sich die Wasserqualität in der Elbe seit den 90er-Jahren stark verbessert. Nicht nur wegen strengerer Umweltauflagen, sondern auch, weil viele Industrieanlagen im Osten nach der Wende schließen mussten. „Die Elbe hat sich zum fischreichsten Gewässer Europas entwickelt“, so Umweltbehördensprecher Volker Dumann.

Außerdem ist Hamburg mit geringen Ozonwerten gesegnet. Selbst im heißen Sommer 2003 wurde nur an einem Tag der Grenzwert überschritten, so Dagmar Gömer vom Hamburger Luftmessnetz. Grund sei die günstige Lage zwischen zwei Meeren. Marc-André Rüssau

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