Ab ins Flüsterbett

Die „Powerbaustelle“ an der Domsheide erreicht ihren „Höhepunkt“. Bald bessere „Körperschalldämmung“

Bremen taz ■ Das Zeugs ist klebrig und schwarz und teuer. Rumpelrumpel. Vom Dom her schiebt sich eine Bahn heran, Platz da, die will durch, die Bahn ruckelt über die Weichen, der Boden zittert. Noch ist das Zeugs nicht drin.

An die 1.000 Straßenbahnen passieren den Knotenpunkt Domsheide pro Tag. Rumpelrumpelrumpel. Wenn es gut läuft, ist damit bald Schluss, sagt Baustellenleiter Klaus Pantke. Schluss mit dem Gerumpel, hofft er. „Zumindest wird es weniger werden.“ Dank des neuen Flüsterbetts.

Alte Schienen raus, neue Gleise rein – so geht das hier seit Wochen. Doch die Baustelle zwischen Landgericht und McDonald’s, zwischen Glocke und Schnoor ist nicht irgendeine. Sie hat nicht nur Rüttler und Tieflader zu bieten, braungebrannte Männerrücken, Lederhandschuh-Hände, die 1.700 Meter Gleise, 12 Weichen und sechs Kreuzungen durch neue ersetzen. Sie ist ein dramaturgisches Meisterwerk, das bleibende Spuren hinterlässt, für 4,7 Millionen Euro inszeniert von der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und dem Bauressort. Mit einem Anfang (vor etlichen Wochen) und einem Ende (in zehn Tagen). Und einem Höhepunkt, den BSAG-Chef Georg Drechsler persönlich in der benachbarten Kantine verkündet: „Der Höhepunkt ist erreicht.“ Zehn Tage Vollsperrung für alle Bahnen, heißt das. Ab heute Abend 21 Uhr.

„Wir kommen jetzt in die ganz heiße Phase“, sagt Drechsler noch. Dann geht es raus. Zu den Betonbauern, die flüssigen Stein in den Boden gießen. Zu den Baggern, die den neuen Stahl in Position hieven. Zu den Pflasterlegern, die die Lücken füllen. 29 Grad im Schatten zeigt das Thermometer, nur Schatten gibt es keinen.

Das mit dem Flüsterbett haben sich Pantke und seine Kollegen in München abgekuckt. Es ist so etwas wie die Quadratur des Kreises. Denn verschleißresistente Schienen müssen möglichst fest sitzen. Und leise Schienen möglichst weich gefedert sein. Das Flüsterbett soll beides leisten. Eine stabile Betonplatte mit Stahlbolzen, die die Schienen festhalten. Ein Spezialmörtel, der die Pflastersteine zwischen den Gleisen zu einem „monolithischen Block“ zusammenpappt – unverrückbar. Und eine dicke Schicht Polyurethan-Schaum, die um den Stahl gegossen wird – die Federung.

„Das ist High-Tech-Kunststoff“, sagt Baustellenkoordinator Eberhard Schröder. Die Körperschalldämmung, wie die Fachleute den Ruckelschutz am Gleis nennen, lassen sich Stadt und BSAG rund eine halbe Million Euro kosten. Eigens bestellte Gutachter passen auf, dass auch jeder Stahlbolzen ordentlich ummantelt wird. „Sonst gibt es Schallbrücken“, sagt Schröder: Rumpelrumpelrumpel. sim

Bis 22.8.: Linien 2+3 über Am Dobben–Hbf–Doventor, Linien 4+6 über Am Brill. Pendelbusse zw. Doventor, Obernstraße und Dom. 15.-19.8.: 8E, 24, 25, N3, N5, N9 über Am Wall–Tiefer.