steffen grimberg
: Das kann doch jedem mal passieren

Zum Auftakt von Olympia erlebt Griechenland ein TV-Fiasko wie die ARD bei der Bundesliga – nur stolzer

Wenn das kein Sportsgeist ist: Baggerfahrer Muffe aus Bremen hat sich für die 28. Olympischen Spiele der Neuzeit qualifiziert und auch in Athen den Strom abgestellt. Wir erinnern uns: Muffe (34,1 Meter tief) hatte bereits beim Bundesliga-Auftaktspiel Werder gegen Schalke am vergangenen Freitag das Licht ausgemacht.

Jetzt saß also auch ganz Griechenland bei der ersten Runde der Fußball-Herren zwischen Griechenland und Südkorea, dem inoffiziellen Olympia-Auftakt, nach fünf Spielminuten ohne Bild und Ton da.

Schuld war wie immer Kollege Kurzschluss, der allerdings nur die Energieversorgung der Bildzentrale des griechischen Fernsehens Elliniki Radiophonia Tileorassi (ERT) lahm legte. Dem kompletten internationalen Übertragungsgeschehen konnte der Stromausfall nichts anhaben.

Die ARD – selbstlos wie immer – versorgte den öffentlich-rechtlichen Brudersender während des 25-minütigen Blackouts mit hochkarätigem Ersatzprogramm: Erst gab es eine musikalische Athen-Gala mit Vicky Leandros, dann folgte die schon aus Bremen bekannte Kurzfassung des Spielfilms „Hals über Kopf“, dessen griechische Synchronübersetzung ARD-Programmdirektor Günter Struve (Amanda Pierce), Sportkoordinator Hagen Boßdorf (Jim Winston) und Waldemar Hartmann (Hamlet) live einsprachen. – Und niemand aus dem ARD-Perfektionistenlager muffte hämisch an der Panne der Griechen herum: „Das kann doch jedem mal passieren“, hieß es bei Radio Bremen.

Was in Griechenland wirklich passierte, ist in Deutschland dagegen völlig ausgeschlossen: Natürlich geißelte die heimische Presse den Reinfall. „Die Olympia-Premiere endete in einem Fiasko“, schrieb die Zeitung Ta Nea, „Schlimmer geht es nicht“, titelte To Vima. – Und dann traten als Konsequenz der Blamage ERT-Programmdirektor Johnny Kalimeris und der Technische Direktor des Senders zurück, sogar ERT-Präsident Angelos Stangos bot an, seinen Sessel zu räumen.