Telekom rappelt sich

Halbjahresbilanz weist hohen Schuldenabbau und steigenden Gewinn aus. Mobilfunk stark, vor allem in USA

BERLIN taz ■ „Sehr gute Ergebnisse“ konnte Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke gestern in Bonn verkünden. Ricke legte die Halbjahresbilanz des Konzerns vor. Er hatte von Ron Sommer im November 2003 das Amt übernommen. Die Zahlen überzeugen, vor allem der Abbau der Nettoschulden. Die fielen innerhalb eines halben Jahres um 3,3 auf 43,3 Milliarden Euro. Innerhalb eines Jahres ging es sogar um 10 Milliarden Euro nach unten. Es soll so weitergehen und die immer noch hohe Zinslast von netto 1,9 Milliarden Euro im halben Jahr weiter gesenkt werden.

Der Umsatz stieg ohne Firmenzu- und -verkäufe um 7 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. Dabei ist die Festnetzsparte nicht mehr der größte Umsatzbringer. Die entsprechende Tochter T-Com baute leicht ab auf 10,6 Milliarden Euro.

Der Motor des Konzerns ist vielmehr die Mobilfunksparte T-Mobile mit einem Umsatzsprung um 17 Prozent auf 12,6 Milliarden im halben Jahr. In Deutschland ist die Marke mit 27 Millionen Handykunden weiter die Nummer eins knapp vor der britischen Vodafone Mannesmann. Richtig stolz zeigten sich Ricke und Kollegen auf der Pressekonferenz über die US-Handysparte. Dort ist der Markt noch nicht so gesättigt wie in Westeuropa und pro Kunde wird mehr telefoniert. So übertraf die US-Mobilfunksparte mit 4,4 Milliarden Euro Einnahmen erstmals den Heimatmarkt Deutschland mit dessen 4,3 Milliarden.

Beim Gewinn zeigt die Grafik auch strikt nach oben. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sind es stolze 9,5 Milliarden in sechs Monaten, nach Steuern und allem Drum und Dran immerhin noch 1,8 Milliarden Euro, 64 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hier merkt der Volkswirtschaftsdienst VWD allerdings an, dass in das Ergebnis Buchgewinne von 1,8 Milliarden Euro einfließen. Um diesen Betrag hat die Telekom den Wert von US-Mobilfunklizenzen in ihren Büchern erhöht.

Überhaupt können Zuwächse und Gewinne (Zahlen zum Profit der US-Sparte stehen im Halbjahresbericht keine) in den Vereinigten Staaten gar nicht hoch genug sein – hatte der damalige Telekom-Chef Ron Sommer doch im Jahr 2000 gut ein Fünftel der Aktien der Telekom für die US-Mobilfirma Voicestream eingetauscht. Die Transaktion kostete nach damaligem Kurs an die 50 Milliarden Euro. Bis sich das rentiert, wird es noch dauern.

Freuen dürfen sich auch die Aktionäre, allen voran der Hauptaktionär Bundesrepublik Deutschland samt ihrem Finanzminister: Nach zwei Jahren ohne soll für das Jahr 2004 wieder eine „attraktive Dividende“ gezahlt werden, so Ricke. Den genauen Betrag gibt die Telekom im November bekannt.

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