In aller Ruhe zum Fernziel Bundesliga

Mit einer jungen Mannschaft wollen die Handballer der Reinickendorfer Füchse zurück in die oberste Spielklasse

Die Handballer des Zweitbundesligisten Reinickendorfer Füchse setzen zumindest nach dem ersten Spieltag zum Sprung in die Eliteliga an. Nach dem 36:16-Sieg gegen den HSC Landwehrhagen im ersten Saisonspiel lässt dieTabellenführung die Fans der Füchse wieder von glorreichen Zeiten träumen. Jahrelang gehörte der Berliner Traditionsverein zum festen Bestandteil der Bundesliga. Auch auf internationalem Parkett sorgte man 1983 für Furore: damals scheiterte man erst im Halbfinale des Europapokals.

Doch trotz des gelungenen Saisonauftakts will Trainer Georgi Swiridenko von solchen Erfolgen nichts wissen und stapelt tief, sehr tief. Denn er weiß: „Erfolg braucht Zeit“. Nicht einmal der Siegesjubel der 500 Zuschauer im Horst-Korber-Sportzentrum verleitet Swiridenko zu leichtfertigen Aussagen: „Meine Mannschaft ist sich darüber im Klaren, dass die zweite Liga kein Spaziergang wird.“

Auch wenn in dieser Saison der Aufstieg (noch) kein Thema ist – für die Zukunft haben sich die Füchse hohe Ziele gesetzt: die Bundesliga. Und das mit der Erfahrung des ehemaligen russischen Nationalspielers Swiridenko. Mit dessen Verpflichtung scheint dem Verein ein Glücksgriff gelungen zu sein: Die Leistung der Mannschaft gegen Landwehrhagen sprach jedenfalls eine deutliche Sprache. Swiridenko ist in Berliner Handballkreisen kein Unbekannter. Nach einem Engagement in Spandau kam er über den TV Grambke-Bremen wieder zurück in die Hauptstadt. Dass er in dieser Saison mit seinen Spielern einiges vorhat, mussten diese bereits in der Vorbereitungsphase erfahren: bis zu acht Trainingseinheiten pro Woche und das zwei Monate lang. Ein Pensum, so der sportliche Leiter Thomas Micheli, das sich bereits früh in der Saison auszahlte: „Die Jungs gehen im Training ganz anders an die Sache heran, total verwandelt.“

Allerdings fehlen der Mannschaft die ganz großen Namen. Spektakuläre Neuzugänge: Fehlanzeige. Dabei sah es während der Vorbereitungsphase noch ganz anders aus. Die Verpflichtung von Kreisspieler Uwe Mäuer, der vor zwei Jahren mit dem SC Magdeburg die Champions League gewann, stand ebenso zur Debatte wie das Engagement von Linksaußen Ronny Liesche (ebenfalls SC Magdeburg). Am Ende sagten beide ab. „Wir konnten uns beide Spieler nicht leisten“, sagt Manager Marco Winkler, „die Gehaltsvorstellungen gingen zu weit auseinander.“

Ganz ohne Neuzugänge ging es dann doch nicht: Mit Viktor Pohlak, Dennis Mathews und Kay Blasczyk kamen drei Nachwuchskräfte aus der Region. Die will Swiridenko in den kommenden Jahren mit den Altgedienten zu einer Einheit formen. Er setzt auf den langfristigen Erfolg: „Unsere Mannschaft ist jung, und wenn wir gut arbeiten, dann können wir in einigen Jahren große Erfolge feiern.“

Dafür hat sich auch im Umfeld einiges getan: Neuer Trainer, neuer Manager, neuer Internetauftritt. So soll der „Dornrößchenschlaf“ (Winkler) des Vereins beendet werden. Wenn man nun auch sportlich etwas bewegen will, muss aber auch die Vereinsführung noch professioneller an die Sache herangehen, betont das Management.

Langfristig ist bei den Füchsen, so Winkler, „alles auf die erste Liga ausgerichtet“. Schon jetzt arbeitet der 35-jährige Betriebswirt daran, den Saisonetat von jetzt 150.000 in der kommenden Saison auf 200.000 Euro zu steigern. Doch in Berlin ist das nicht gerade einfach: „Es gibt viele Vereine in der Hauptstadt.“ Dass sich Erfolg auch finanziell positiv niederschlägt, weiß Winkler nur zu gut: „Je besser wir spielen, desto leichter ist es natürlich, an Sponsoren zu kommen.“

Auch wenn der Aufstieg in die erste Liga auf lange Sicht sicherlich ein Thema ist, überstürzen wollen es die Füchse nicht. Coach Swiridenko drückt jedenfalls immer wieder die Euphorie-Bremse. „Alles andere als ein einstelliger Tabellenplatz kann in dieser Saison nicht unser Ziel sein.“ Denn auch für den wird seine Mannschaft noch „hart arbeiten“ müssen. Zumal mit Jörg Hok auch noch einer der erfahrensten Spieler nach einer Schulterverletzung ausfällt. „Jetzt müssen die jungen Spieler zeigen, was sie drauf haben“, zeigt er sich optimistisch. Doch wenn alles glatt geht, könnte die Mannschaft irgendwann auch mal am Ende der Saison auf dem ersten Tabellenplatz stehen – und an die Tür des Handballoberhauses klopfen. KATHARINA SCHNURR