Greves Garten im Angebot

Das Höchstgebotsverfahren für ein historisches Wohnensemble in Bergedorf beginnt. Eine Wohnprojekt-Gruppe wird mitbieten und verspricht: kein Abriss trotz Mehrkosten. Der lauschige Charakter soll erhalten bleiben, die Passage ebenfalls

Die Erhaltung einiger Altbauten könnte teurer werden,als neu zu bauen

von gernot knödler

Der Kampf um ein Wohnprojekt in Greves Garten geht in die entscheidende Phase. Mit Zeitungsanzeigen beginnt heute das Gebotsverfahren für das historische Ensemble aus Wohngebäuden am Bergedorfer Mohnhof. Eine Wohnprojekt-Gruppe aus der Genossenschaft Greves Garten und einigen Einzeleigentümern hat mit Hilfe der Lawaetz-Stiftung ein Konzept erarbeitet, wie das Areal entwickelt werden könnte – und bietet mit. „Die Genossenschaft rechnet sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu erhalten“, sagt Vorstand Volker Matthias. Offen ist, ob die Liegenschaftsverwaltung zu Gunsten des Wohnprojekts auf ein paar Euro verzichten würde, die ihr ein anderer Investor möglicherweise mehr bietet.

Greves Garten ist ein 5000 Quadratmeter großer, parkartiger Hinterhof aus ehemaligen Gärten, in dem heute hohe Bäume wachsen. Er ist umgeben von sieben alten Mietshäusern und – im hinteren Teil – villenartigen Gebäuden. Gründerzeitliche Putzbauten stehen neben Klinkerhäusern. Durch das Gelände führt ein Fußweg, der es ermöglicht, vom östlichen Ende der Fußgängerzone Sachsentor durch Grünanlagen zum Stadtrand zu spazieren. Das Wohnprojekt möchte den Charakter des Hofs, den Fußweg und die Altbauten erhalten.

Als Vorläufer der Genossenschaft bemühte sich der Verein „Das Dorf“ bereits Anfang 2000 um eine Anhandgabe des Areals. Das Projekt scheiterte an der von der Liegenschaftsverwaltung geforderten Pacht, die die Möglichkeiten der Interessenten um ein Vielfaches überstieg. Die Projektgruppe hoffte, auf politischem Wege weiterzukommen. Die Wahl im Herbst 2001 machte ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung. Der von einer Schwarz-Schill-Koalition dominierte Stadtplanungsausschuss Bergedorf beschloss im März 2002, dass das Gelände im Höchstgebotsverfahren verkauft werden sollte. Die klamme Stadt könne auf die zwei Millionen Euro aus dem Erlös der Immobilie nicht verzichten, hieß es bei der CDU. Das Mindestgebot liegt jetzt bei 1,1 Millionen Euro.

Um das Geld aufzutreiben, hatte die Genossenschaft um Einlagen geworben. Zu Hilfe kam ihr dabei bis Ende 2003 eine staatliche Förderung von Genossenschaftsanteilen, die auch für nicht selbst genutzten Wohnraum bezahlt wurde. Weil das nicht reichte, hat das Wohnprojekt für zwölf von 30 Wohnungen Einzeleigentümer aufgenommen, die sich gemeinsam mit der Genossenschaft um die Immobilie bewerben.

Die Einzelbauherren seien bereit, für die Erhaltung einzelner stark sanierungsbedürftiger Altbauten ein paar Euro extra locker zu machen. „Man muss damit rechnen, dass die Kosten höher liegen als bei Neubauten“, sagt Matthias. Wegen der Finanzierungsrichtlinien der Wohnungsbaukreditanstalt könnte die Genossenschaft diese Gebäude nicht erhalten.

Ob das andere private Investoren tun würden, daran hat der Genossenschaftsvorstand seine Zweifel. Zwar sei im Bebauungsplan ein Erhaltungsgebot für die Altbauten niedergelegt. Sollte das jedoch wirtschaftlich nicht vertretbar sein, wären Ausnahmen möglich.

Das Ziel der 55 Genossenschaftsmitglieder und der mit ihnen verbundenen Einzeleigentümer in spe sei es allerdings gerade, den lauschigen Charakter des heutigen Bestands zu erhalten. Eine geteerte Zufahrt in den Park hinein verbiete sich unter dieser Voraussetzung mithin von selbst. Die Genossenschaft plant lediglich, zwei Häuser zusätzlich zu errichten und die Dachgeschosse einiger Häuser auszubauen.