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Ruf des Muezzins

In irdischen Angelegenheiten scheint Gott doch eher knauserig zu sein. So muss sich ein Muezzin, der mit seinem Singen die Leute in die Moschee ruft, auch mit Nebenbeschäftigungen über Wasser halten. Dabei hat er als Muezzin schon genug zu tun. Er ist nämlich nicht nur Gebetsrufer, sondern Mädchen für alles. Wenn die Gläubigen die Moschee betreten, nimmt er deren Schuhe in Empfang und passt auf, dass niemand sie klaut. Nebenher hält er das Gebetshaus sauber und gibt Kindern Koranunterricht. Für die Plackerei wird er dann im Himmelreich entlohnt. „Einige sagen, dass der Muezzin im Paradies so viel Platz bekommen wird, wie er Fläche mit seiner Stimme abdeckt“, erzählte Stefan Kaegi vergangenen Freitag in der taz, anlässlich seines Stücks „Radio Muezzin“. Dafür hat das „Rimini Protokoll“-Mitglied drei Monate in Kairo recherchiert und dabei die vier Muezzins kennengelernt, die sich jetzt im HAU 2 selbst spielen werden. „Radio Muezzin“ erzählt vier spannende Biografien (mit deutschen Untertiteln) und entwirft dabei das Bild einer vielfältigen religiösen Kultur. Anlass für Kaegis Recherche war der Plan der Ägypter, den Gebetsruf künftig nicht mehr den vielen Muezzins zu überlassen, sondern zentral auszustrahlen. PP

„Radio Muezzin“ im HAU 2, Hallesches Ufer 32. Premiere heute am Dienstag, Aufführungen Mittwoch bis Montag, 20 Uhr. 18/11, ermäßigt 7 €

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