„Sie sind so gut wie tot“

Israels Premier Scharon bekräftigt: Führungsspitzen von Hamas und islamischer Dschihad werden liquidiert. Hamas-Chef schwört nach versuchter Tötung, „die Tore der Hölle“ für Juden zu öffnen

JERUSALEM/GAZA dpa/afp/taz ■ Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat bekräftigt, dass Israel die gesamte Führung der radikalen Palästinensergruppen Hamas und islamischer Dschihad liquidieren will. Nach dem gescheiterten Versuch vom Samstag, Hamas-Führer Scheich Achmed Jassin in Gaza mit einer 250 Kilo schweren abgeworfenen Bombe zu töten, sagte Scharon der Tageszeitung Jediot Achronot: „Sie sind so gut wie tot. Wir werden sie weiter jagen, denn sie haben nur ein Ziel: die Zerstörung Israels.“

Angesichts der neuen Drohungen der Hamas gegen Israel hat die Armee in der Nacht zum Sonntag das gesamte Westjordanland abgesperrt und die Abriegelung der palästinensischen Städte verstärkt. Hamas-Führer Abdelasis Rantisi hatte nach dem fehlgeschlagenen Tötungsversuch gegen Jassin gedroht, „die Tore der Hölle“ für die Juden in Israel zu öffnen.

Die Hoffnungen auf den Friedensprozess wurden auch durch den Rücktritt des palästinensischen Regierungschefs Mahmud Abbas erschüttert. Palästinenserpräsident Jassir Arafat beriet gestern mit seinen Anhängern über Konsequenzen aus dem Abgang seines gemäßigten Rivalen. Abbas hatte im monatelangen Machtkampf am Vortag seinen Rücktritt eingereicht

Die USA und Israel kündigten an, Arafat weiterhin nicht als Gesprächspartner zu akzeptieren. Ein Sprecher von US-Präsident George W. Bush forderte, dass es weiterhin einen palästinensischen Ministerpräsidenten geben müsse, „der den Terror bekämpft und den Palästinensern ein besseres Leben bringt“. Allerdings kritisierten die USA Israels Strategie der gezielten Tötung radikaler Palästinenser erneut scharf. „Wir waren immer gegen diese Politik“, sagte US-Außenminister Colin Powell am Sonntag dem US-Sender ABC. Die USA hätten Israel vor den langfristigen Folgen gewarnt, sollte es mit dieser Art der „Selbstverteidigung“ fortfahren. Dabei könnten zahlreiche Kinder verletzt werden, „die aufwachsen, um später für die Hamas zu töten“.

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sprach von einem „Rückschritt für den Friedensprozess“. EU-Chefdiplomat Javier Solana flog unverzüglich zu Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak nach Kairo.

Bei ihrer Beratung verständigten sich die EU-Außenminister in Riva del Garda im Grundsatz darauf, auch den politischen Arm der Hamas auf eine Liste terroristischer Organisationen zu setzen. Mit der Listung würden die Konten von Hamas eingefroren. wg

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