Betreutes Kürzen der Behörde

Mitarbeiter fürchten Absenkung der Qualität bei teilstationärer Versorgung psychisch kranker Menschen. Sozialbehörde will sparen und verweist auf Verhandlungen

Zweimal sind die MitarbeiterInnen schon auf die Straße gegangen und dabei einmal sogar bis ins Büro der Amtsleiterin vorgelassen worden – doch genützt hat der Protest der Beschäftigten von Einrichtungen, die psychisch kranke Menschen betreuen, nicht viel. Vor allem die Träger, die Betreutes Wohnen für psychisch Kranke anbieten, fürchten um ihre Zukunft. Die Sozialbehörde will ihre Fördermittel bis Ende 2006 nur um 0,825 Prozent erhöhen – gleichzeitig steigen jedoch die Kosten für die Einrichtungen um zehn bis 15 Prozent. Das behauptet jedenfalls die Sozialpolitische Opposition (Sopo), ein Zusammenschluss zahlreicher sozialer Einrichtungen.

1.400 Heimplätze gibt es in Hamburg zurzeit – so für Menschen, die aus Krankenhäusern entlassen wurden, aber noch nicht in der Lage oder willens sind, allein und selbständig in einer eigenen Wohnung zu leben. Für diese Menschen gibt es zum Beispiel das Betreute Wohnen St. Pauli in der Clemens-Schultz-Straße. Lars Martins, der hier arbeitet, ist überzeugt: Wenn die Sozialbehörde ihre Planungen umsetzt, dann gehen in der Einrichtung früher oder später die Lichter aus.

„Eigentlich sind wir seit zwei Jahren finanziell schon extrem angespannt“, sagt Martins. Rücklagen aus früheren Jahren reichen gerade noch aus, die Mitarbeiter zu bezahlen. Wenn die Kostenschere in Zukunft weiter auseinander klafft, dann bliebe als Alternative nur noch, beim Personal zu kürzen, Löhne unter Tarif zu bezahlen oder Leute zu entlassen.

„Wir haben uns vertraglich verpflichtet, gewisse Qualitätsstandards und Betreuungsumfänge zu garantieren – die sehe ich dann in Gefahr“, sagt Martins. Bei Betreutes Wohnen in St. Pauli sind zurzeit sowohl Sozialpädagogen und Ergotherapeuten als auch Psychologen und Krankenpfleger und -schwestern tätig: 32 Plätze für Besucher stehen zur Verfügung.

Aus Sicht der Sopo ist es „skandalös“, dass die Sozialbehörde hier „mit unlauteren Mitteln spart“. Die teilstationäre Versorgung gehöre zu den Pflichtaufgaben des Sozialstaates.

Ein Sprecher der Sozialbehörde verweist in einer Stellungnahme darauf, dass bei den Verhandlungen über die künftige Ausstattung der Betreuung das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Große Hoffnung, dass die Behörde noch einlenkt, hat Martins allerdings nicht. Denn die Spitzenverbände von Caritas bis Diakonie hätten bereits die Bereitschaft signalisiert, die Bedingungen der Behörde notfalls zu akzeptieren. „Der Protest findet daher mittlerweile eher auf der Ebene der Mitarbeiter statt“, sagt Martins. PETER AHRENS