Lidice-Haus auf den Stadtwerder?

Dass die Jugendbildungsstätte ihren Standort in Bremen-Nord aufgeben muss, ist jetzt klar. Unklar ist, wohin sie zieht. Im Visier ist die Sportschule auf dem Stadtwerder. Die ist nur mäßig genutzt, Platz gibt es genug und lärmempfindliche Nachbarn keine

Bremen taz ■ Die Sportschule auf dem Stadtwerder – wirklich gut genutzt würde sie nicht mehr, sagt ein Sprecher des Sportsenators. Deshalb könne das Sportamt auf einen Teil der Räume und Anlagen verzichten – etwa zugunsten der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus, die bisher in Bremen-Nord beheimatet ist. Dass die ihr Parkgrundstück und die alte Villa in St.Magnus aufgeben muss, steht fest. „Wir können den Standort nicht halten“, bestätigt Geschäftsführer Karl Vennegeerts. Der Grund: Die Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), die im Auftrag der Stadt die städtischen Grundstücke verwaltet, ist entschlossen, die Anlage zu verkaufen (taz berichtete).

„Natürlich würden wir lieber dort bleiben“, sagt Vennegeerts. Doch sollte es tatsächlich zu einem Umzug auf den Stadtwerder kommen, könnte sich die Qualität der Einrichtung sogar noch steigern. „Wir würden die alten Schwerpunkte übernehmen und der Sport käme hinzu.“ Neben den Fußballplätzen denkt Vennegeerts an einen neu zu bauenden Beachvolleyball-Platz oder einen Kletterfelsen. Damit könnte den zum Teil schwer erziehbaren Jugendlichen, die an Workshops des Lidice-Hauses teilnehmen, noch auf eine ganz andere Weise Teamgeist und Akzeptanz anderer vermittelt werden. Auch der direkt vor der Tür liegende Werdersee böte sich für Unternehmungen an. Insider befürchten allerdings Probleme mit den Jugendcliquen dort.

Unklar ist noch, was der nötige Umbau der Sportschule kosten und wer ihn finanzieren könnte. Die Übernachtungsmöglichkeiten in dem Backsteinbau auf dem Stadtwerder – gedacht für Sportvereins-Schulungen – seien nicht mehr auf dem neuesten Stand, sagt Vennegeerts. 38 Betten seien für das Seminarangebot des Lidice-Hauses außerdem zu wenig. Ebenso noch unklar: Wie das Lidice-Haus für den Auszug aus seiner derzeitigen Sahneschnittchen-Immobilie in Bremen-Nord belohnt wird. Die Verwalterin des Grundstücks und der Immobilie, die GBI, wollte dazu keine Auskünfte geben. Sie bestätigte aber, dass Alternativ-Standorte für die Jugendbildungsstätte geprüft würden.

Lidice-Haus-Geschäftsführer Vennegeerts hofft derweilen auf Unterstützung durch den Bund und darauf, dass die Jugend- und Sozialsenatorin sich wie angekündigt an den Umzugs- und Umbau-Kosten beteiligen wird. Auch der Sportsenator hätte allen Grund, Mittel zur Verfügung zu stellen, da die neu entstehende Einrichtung sowohl der Jugendbildungsstätte als auch den Sportvereinen zur Verfügung stünde, argumentiert er. Sportsenator Thomas Röwekamp (CDU) will sich dazu jedoch erst äußern, wenn offiziell bestätigt sei, dass das Lidice-Haus in die Sportschule ziehe. Erste Pläne sollen im Dezember vorliegen.

Eiken Bruhn