LAG warnt vor dem Ende der Jugendarbeit

Freie Träger drohen: Wird die Kinder- und Jugendförderung zusammengekürzt, ist das Anpassungskonzept tot

Bremen taz ■ Über dem Haus der Sozialsenatorin ziehen dunkle Wolken auf: Am Freitag erst musste Karin Röpke (SPD) eine Haushaltssperre für ihr gesamtes Ressort verhängen (taz berichtete), gestern bekam sie von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen (LAG) die dunkelgelbe Karte gezeigt: „Sollte der Haushaltsansatz Kinder- und Jugendförderung durch Politik und Senat nach unten hin korrigiert werden“, warnte die LAG ultimativ in einer Erklärung, „wäre der innovative und konzeptionelle Hintergrund des Anpassungskonzeptes passé. Jugendarbeit in der Stadtgemeinde Bremen wäre nicht mehr möglich, das Vertrauen in Bezug auf Politik, deren Versprechungen und Zusicherungen wäre dahin“.

LAG-Chefin Ingelore Rosenkötter verweist empört auf den Koalitionsvertrag: Darin hätten SPD und CDU doch eben erst festgeschrieben, dass „für die stadtteilbezogene Kinder- und Jugendarbeit in Bremens Stadtteilen“ die „Eckpunkte des Anpassungskonzeptes maßgebend“ blieben. Auf das „Anpassungskonzept für Kinder- und Jugendförderung“ hatten sich die Wohlfahrtsverbände und die freien Träger im Juli 2000 „nach zähem Ringen und mit sehr viel Zähneknirschen“ mit der damaligen Sozialsenatorin Hilde Adolf geeinigt. Das Budget für die Jugendarbeit, rund 6,3 Millionen Euro, wurde auf dem Stand von 1999 eingefroren und unter den Stadtteilen mit Hilfe von Sozialindikatoren „gerecht“ verteilt.

„Das alles sehen wir nun ganz akut gefährdet“, so Rosenkötter. Das Anpassungskonzept werde irreparablen Schaden nehmen, wenn der Senat dessen Finanzrahmen für den Doppelhaushalt 2004/05 zur Disposition stelle – just solche Pläne seien der LAG „aus der Politik“ zu Ohren gekommen: „Wie das eben so ist in Bremen – man hört etwas“, raunte Rosenkötter.

Auch Ulli Barde, Macher des Sportgartens, sieht den Senat vor einer „Nagelprobe“: Nun müsse die große Koalition zeigen, wie sie es mit der Jugendförderung wirklich halte. Mit dem Anpassungskonzept sei erfolgreich bewiesen worden, „wie man mit knappen Ressourcen umgehen“ und junge Leute gleichzeitig mit einbeziehen könne.

„Wenn es angetastet wird, ist das Anpassungskonzept gestorben“, sagt LAG-Geschäftsführerin Sylvia Gerking. Dann werde ein „schleichendes Sterben“ der Jugendförderung beginnen, „qualitativ und quantitativ“. Das Konzept hatte den Trägern Planungssicherheit bis mindestens 2005 versprochen, für diese stehen auch Investitionen auf dem Spiel. „Welcher Träger will noch etwas planen und bauen, wenn er es danach nicht betreiben kann“, fragt Gerking.

Der jugendpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Pietrzok, reagierte auf die LAG-Besorgnis gestern bemüht cool. Auch wenn das Röpke-Ressort unter einer „irrsinnigen Sparquote“ ächze und es einer „gigantischen Anstrengung“ bedürfe, das Anpassungskonzept unangetastet zu lassen, so sehe er gleichwohl „keinen konkreten Anlass zur Besorgnis“. Ihm seien „keine substanziellen Äußerungen bekannt“, nach denen irgendwer am Anpassungskonzept kürzen wolle, so Pietrzok: „Die Menge an Geld, die man da generieren könnte, steht doch in keinem Verhältnis zu dem politischen Aufwand, den man dafür betreiben müsste“. jox