Gold für Dopingfahnder

Griechenland eröffnet Olympia im Schockzustand. Sprint-Götter Kenteris und Thanou inszenieren Dopingfarce: Kontrolle geschwänzt, vom Motorrad gefallen – jetzt Krankenhaus statt Fackellauf

BERLIN taz ■ Es hätte alles so wunderbar werden können. „Eine historische Feier der modernen Olympischen Spiele und der althergebrachten Werte und Kultur, die sie hervorgebracht haben“, sollte die gestrige Eröffnung laut Gianna Angelopoulos-Daskalaki, Vorsitzende des Organisationskomitees, darstellen. Und am Ende sollte die olympische Flamme über dem Stadion lodern, als Zeichen, dass es Griechenland trotz aller Widrigkeiten geschafft hat, sich als würdiger Gastgeber zu präsentieren.

Aber dann lag ein großer Schatten über all den Festlichkeiten und dem traditionellen Einmarsch der Nationen. „Griechenland ist erstarrt“, klagte eine Zeitung, und verantwortlich für diesen Zustand war ausgerechnet jener Sportler, der als Favorit gegolten hatte für die ehrenvolle Aufgabe der Entfachung des olympischen Feuers. Kostas Kenteris, 200-m-Olympiasieger von Sydney, Welt- und Europameister, hatte sich gemeinsam mit seiner Sprintkollegin Ekaterini Thanou am Donnerstagabend einer Dopingkontrolle entzogen. Sollte dies absichtlich geschehen sein, droht den beiden größten griechischen Medaillenhoffnungen anstelle olympischen Ruhms eine zweijährige Sperre.

Statt sich im Stadion im Glanz der Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit zu präsentieren, verbrachten Thanou und Kenteris, nach dem ein Stadion auf Lesbos benannt ist, den gestrigen Abend im Krankenhaus. Kurz nach der verpassten Dopingprobe hatten sie Donnerstagnacht einen ominösen Motorradunfall erlitten, bei dem sie sich leichte Verletzungen zuzogen. Diese ersparten es ihnen, bereits gestern zur Anhörung zu müssen. Nun wird am Montag zuerst das Schiedsgericht, dann das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees über ihren Fall entscheiden.

MATTI LIESKE

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