U-Boot in den Untergang

Werften-Fusion: Thyssen-Krupp will in Kiel nur noch für die Marine bauen. Das wäre langfristig das Aus für die Howaldtswerke, befürchten IG-Metall und Wirtschaftsminister

Kiel/Essen dpa/taz ■ Auf der Kieler Werft HDW wächst die Sorge um die Arbeitsplätze. Zwar sollen im Zuge der geplanten Werftenfusion alle Standorte erhalten bleiben, doch die für Kiel signalisierte Konzentration auf den Bau von U-Booten lässt die Belegschaft mit ihren derzeit 3.200 Mitarbeitern um den Fortbestand des zivilen Schiffbaus fürchten.

Thyssen-Krupp Vorstand Olaf Berlien kündigte an, bei einer Fusion der Thyssen-Krupp Werften und der Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) würden alle Standorte erhalten. Die neue Struktur orientiere sich an den bestehenden Schwerpunkten der einzelnen Werften und wird sich auf vier Produktbereiche konzentrieren: U-Boote, Marineschiffe, zivile Schiffe und Reparatur.

Die U-Boot-Aktivitäten sollen in Kiel gebündelt werden. Mehrere hundert Stellen gelten hier als gefährdet. Der Standort Hamburg soll sich auf Überwasser-Marineschiffe und Mega-Yachten sowie auf das Reparatur-Geschäft konzentrieren. Emden soll Standort für Überwasser-Marine- und Handelsschiffe werden. HDW wollte die Pläne nicht kommentieren. Werftsprecher Jürgen Rohweder verwies auf die Beratungen der so genannten Begleitkommission und auf die noch laufenden Vertragsverhandlungen.

Auch bei Blohm und Voss waren keine weiter gehenden Informationen verfügbar. Zur Auslastung ihrer Kapazitäten produziert die Hamburger Werft auch Container- und Kreuzfahrtschiffe. Dies gilt jedoch nicht als ihre Kernkompetenz.

Schon seit langem sind deutsche Werften durch ein Geflecht von Kooperationen verbunden. Thyssen-Krupp und der US-Investor One Equity Partners (OEP) hatten Mitte März die Zusammenführung ihrer Schiffbau-Aktivitäten vereinbart. Mit der Unterschrift der Verträge wird bis Ende September gerechnet.

Der Zusammenschluss soll bis zum Jahresende vollzogen werden. Fachleute gehen davon aus, dass dies die Vorstufe für einen europäischen Verbund sein könnte.

Die IG Metall Küste kritisierte die für die einzelnen Werften geplanten Spezialisierungen. An allen Standorten müsse ziviler und militärischer Schiffbau betrieben werden, forderte IG-Metall- Bezirksleiter Frank Teichmüller. „Eine nicht staatliche Werft kann mit reinem militärischen Schiffbau nicht überleben“, sagte Teichmüller.

Ähnlich äußerte sich Schleswig-Holsteins Wirtschaftsministerium: Für den Standort Kiel sei es notwendig, dort außer U-Booten auch Handelsschiffe zu bauen, erklärte Staatssekretär Michael Rocca.