hörprobe
: Staubig: Rich Hopkins

Rich Hopkins ist kein Neuling im Brachland des Wüstenrock. Etwa Mitte der 80er Jahre war dieser Begriff für jene Spielart der Rockmusik gefunden worden, die aus der Wüste des amerikanischen Südwestens kam und auch genauso klang: staubtrocken und voller Verzweiflung. Wie ein Verdurstender im Nirgendwo von Tucson, Arizona.

Mit Gruppen wie den Sidewinders, Sand Rubies oder den Luminarios spielt der ursympathische Hopkins seit dieser Zeit auf jenem gottverlassenen Acker, auf jener einsamen Landstraße, auf der auch Giant Sand, Steve Wynn, Chris Cacavas und Neil Young ihr Unwesen treiben. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg – doch immer mit echter Leidenschaft.

Das ist es, was auch das Spiel von Hopkins ausmacht. Von gespreizten Fingertechniken ist er meilenweit entfernt. Seine Musik ist ein Steinbruch, sein Tun eine Bildhauerarbeit: Brockig und roh klingt seine Gitarre, einige Flageolettöne, ein wenig Vibrato – und immer wieder das übersteuerte Feedback der Verstärker, das über der Musik der Luminarios wie die ewige Wüstensonne brennt.

Mit beiden Beinen steht der Gitarrist und Sänger fest in der Tradition amerikanischer Musik, die das Beste aus Country, Western und Blues zu einer scharfkantigen Rockvariante zusammenfügt. Hopkins ist kein Virtuose an seinem Instrument – eher einer, dessen große Hände zum Klavierspielen kaum taugen würden. Aber dafür weiß Hopkins, wie man auch mit grober Handarbeit eine Gitarre zum Weinen bringt.

Oft kündigen vibrierende Rückkopplungen die furiosen Gitarrenduelle zwischen Hopkins und dem zweiten Gitarristen der Luminarios an. Dann steigert sich ihr Gegeneinander zum dröhnenden Gleichklang zwischen Tradition und Avantgarde. In den packendsten Momenten klingt Rich Hopkins nach reinster Stromgitarren-Energie, irgendwo zwischen Neil Young und den Rock-Destruktionen von Sonic Youth. Je lauter, härter und dichter die Rockgitarren klingen, umso größer wird die Kraft, die alles wieder in Frage stellt. Das verzerrte Pfeifen der Verstärker etwa, die schönen Unstimmigkeiten eines nicht ganz sauber gespielten Gitarrenakkords.

Doch mit einem pointierten Beckenschlag und einem letzten Basslauf ist üblicherweise alles vorbei. Dann sitzt man wieder am knackenden Lagerfeuer – irgendwo im Süden. Und lauscht der einfachen Botschaft des netten Mannes an der feuerroten Gretsch-Gitarre: „You belong to me. I belong to you. You belong to me. Set me free“, heißt es auf Hopkins neuem Album Ka-Ju-Tah. Marc Peschke

Dienstag, 20 Uhr, Knust