Fatima rollt, Spanien schmollt

Die B-Girl Champs, die ersten Weltmeisterschaften der breakdancenden Frauen in der Max-Schmeling-Halle, zogen kaum Publikum an. Dennoch gab es viel Applaus

Und man dachte schon, etwas Grundlegendes verpasst zu haben, als man von der ersten Weltmeisterschaft der breakdancenden Frauen, die B-Girl Champs, erfuhr. Die Max-Schmeling-Halle als Veranstaltungsort ist ganz schön groß: Sollten neuerdings etwa die Mädchen im HipHop die Hosen anhaben? In Wirklichkeit gestaltete sich bei dieser Weltmeisterschaft jedoch alles ganz klein und fein. Der Falkplatz nebenan zog trotz unstabiler Wetterlage mehr Menschen an als der kleine Raum links von der Haupthalle, in dem der Event stattfand.

Dafür war das Publikum begeisterungsfähig und machte ordentlich Lärm. Die Jungs – es waren überproportional mehr da als Mädchen – machten große Augen. Aber schließlich gab es ja auch wirklich eine Menge zu sehen. Insgesamt sechs Teams – aus der angekündigten Weltmeisterschaft war durch die Absage der US-Gruppe eine Europameisterschaft geworden – stürzten sich nach Aufwärmübungen und einem Showcontest in den K.O.-Battle – einen Kampf, der so heißt, weil es nur einen Sieger gibt, nur ein Team in die nächste Runde kommt.

Dabei standen sich je zwei fünf- bis achtköpfige Formationen auf der Bühne gegenüber. Abwechselnd löste sich eins – oder auch mal drei – Mädchen aus ihrem Pulk und führte seine Stunts vor. Dabei waren die halsbrecherischen Showeinlagen – Headspins, Handstände und Rotationen auf einer Hand – eindeutig toller anzusehen als die tänzerischen. Leider reichen die Körperkräfte von Mädchen dennoch nicht immer aus für die spektakulärsten Figuren. Die konnte man besser vor der Halle bewundern – ein paar Jungs zeigten dort, was sie konnten.

Die Musik spielte trotzdem drinnen. Nachdem eine Tänzerin ihre dreißig Sekunden hinter sich gebracht hatte, kam das gegnerische Team zum Zug. Meist wurde die letzte Bewegung wiederholt und dann noch etwas ganz Gewagtes draufgesetzt. Das Schwierigste beim Zugucken war, den Überblick über Teamzugehörigkeiten zu behalten. Ob sie nun aus der Schweiz oder Spanien kamen – die Teams sahen einander ähnlich, und in jeder Gruppe gab es immer eine, die offensichtlich lieber bei den Jungs mitgemacht und eine, die auch eine gute Cheerleaderin abgegeben hätte. Die Welt des weiblichen Breakdance ist groß und tolerant.

In einem Team allerdings, dem französischen, stach ein kleines, lässiges Mädchen namens Fatima – mindestens zehn Jahre jünger als die anderen – alle aus. Fatima trug einen karierten Altmännerhut und rollte, so gepuffert, viel auf ihrem Kopf herum. Man hätte sich gewundert, wenn ihr Team nicht gesiegt hätte. Hat es dann auch – aber gekämpft wurde dennoch bis in die Verlängerung. Als Hauptgewinn gab es eine eingeschweißte Urkunde und eine Kiste voller Klamotten. Überhaupt lief alles sympathisch unkommerziell ab – ohne Handywerbung und nervige Promoter, wie man sie oft auf Jugendveranstaltungen findet.

Initiatorin der Veranstaltung ist übrigens die aus einem Kreuzberger Freundeskreis hervorgegangene Agentur Kazik. Diese organisiert unter anderem auch die alljährlich stattfindende Berliner Meisterschaft der breakenden Jungs und HipHop-Partys. Vor anderthalb Jahren ging eine andere Erfindung der umtriebigen Clique durch die Presse – ein kuscheliges Tier namens Leschi. Das kann – im Ofen aufgeheizt – fröstelnden Menschen Trost und Wärme spenden. Ähnlich altruistische Ziele verfolgen Kazik mit dem B-Girl Champs. Es ist definitiv noch ein weiter Weg, bis die Veranstaltung nach nebenan in die große Halle wird umziehen können.

STEPHANIE GRIMM

Infos unter www.bgirlchamps.com und www.kazik.net