Mit viel PS in den Aufschwung

Nach vier dürren Jahren und sinkendem Export hoffen die europäischen Autohersteller jetzt auf die Verkaufswende. Bei der60. Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt interessiert der Zweikampf zwischen den Unternehmen VW und Opel

aus FrankfurtKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Der Absatzkrise begegnete man mit Euphorie: Beim Beginn der 60. Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main feierte sich die Branche gestern selbst. Rund 1.000 Aussteller aus mehr als 40 Ländern präsentieren ihre Produkte. Wieder ein Rekord. Die Branchenführer unter den Autobauern setzen fast alle auf noch mehr Endgeschwindigkeit in der Premiumklasse.

Als eifrigste Produzenten von schnellen Sportwagen erweisen sich deutsche und italienische Automobilfabriken. Bugatti etwa präsentiert den Veyron 16.4 mit 1.001 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 406 Kilometer pro Stunde. Über den Preis allerdings schwieg man sich gestern noch aus. Porsche hatte damit keine Probleme. Rund 500.000 Euro kostet der brandneue Carrera GT mit seinen 476 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h.

Obwohl die Autos schneller werden, sinken die Exportquoten der europäischen Autobauer – allen voran die der deutschen – seit einigen Jahren kontinuierlich. Aus Deutschland wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres rund 32 Prozent weniger Fahrzeuge ins Ausland verkauft als im gleichen Vorjahreszeitraum. Und auch bei den Zulassungszahlen im Inland muss ein Rückgang um gut einen Prozentpunkt unter den Vorjahreswert auf 2,2 Millionen Neuzulassungen konstatiert werden. Nach der IAA werde sich der Trend umkehren, sagen die deutschen Produzenten jetzt unisono. Nach den vier dürren Jahren sollen jetzt sieben fette folgen. Entsprechend hoch ist die Zahl der Neuvorstellungen.

Und wie gebannt starrt die Branche auf das „Duell“ zwischen Opel und VW, zwischen Astra und Golf. Die innovativsten Fahrzeuge im Mittelklassebereich „weltweit“ sollen die Rüsselsheimer und die Wolfsburger präsentieren, schrieb die Fachpresse schon im Vorfeld der IAA euphorisch. In diesem ewigen Wettlauf hatte der Golf bislang immer die Nase vorn. Das könnte sich jetzt ändern. Denn der Golf sieht eigentlich aus wie immer, der neue Astra aber ganz anders als der alte: windschnittiger und doch kompakt und ein bisschen elegant. Zusammen mit dem Vectra soll der neue Astra die Adam Opel AG aus der Krise führen. Die Rüsselsheimer sind optimistisch wie schon lange nicht mehr. Auch weil die Firma noch auf den letzten Drücker vor der IAA den Coup mit dem serienmäßigen Einbau von Dieselrußfiltern landete und damit die ganze Branche in Deutschland düpierte (siehe unten).

Experten teilen den Optimismus. Der „Aufschwung“ komme, prophezeit etwa „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule in Gelsenkirchen. Schon im nächsten Jahr würden die Zulassungszahlen auf knapp 3,5 Millionen Pkw ansteigen.

Was aber ist mit Innovationen bei den Antriebssystemen? Über die Brennstoffzellentechnik wird auf dieser IAA nicht mehr diskutiert, auch nicht über das Zweiliterauto.