Die Rückkehr der Dose: Jetzt prescht Lidl vor

Trotz Pfandpflicht führt der Discounter wieder Bierdosen ein – angeblich nur auf Wunsch der Verbraucher

DÜSSELDORF dpa/taz ■ Nach monatelangem Preiskrieg droht jetzt eine Verpackungsschlacht zwischen den Discountern. Im Kampf um Kunden holt Lidl als erste Discountkette die Bierdose in seine Regale zurück. Das bestätigte gestern ein Lidl-Sprecher in Düsseldorf. Erz-Rivale Aldi hielt sich zur Dosenfrage noch bedeckt. Mit mehreren Preissenkungswellen bei Lebensmitteln liefern sich Aldi und Lidl seit Monaten einen Schlagabtausch: Die Plastikflasche hat die Erwartungen nicht erfüllt.

Der Anteil der Bierdosen ist nach Einführung des Dosenpfands durch die rot-grüne Bundesregierung binnen zwei Jahren stark gesunken: Im Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkemärkten kam die Dose im April 2002 noch auf einen Marktanteil von 32 Prozent bei Bier. Ein Jahr später war der Dosenanteil unter dem Zwangspfand bereits halbiert und im April 2004 auf unter ein Prozent gesunken. Die Plastikflasche (PET) konnte das einst riesige Dosenmarktvolumen nicht ausfüllen. Das PET-Bier wuchs nur auf zuletzt 5,5 Prozent Marktanteil. Mehrwegglasflaschen waren der große Gewinner. Damit verloren die Discounter auch Marktanteile auf dem Biermarkt.

Wie Aldi hat aber der drittgrößte Discounter in Deutschland, die Tengelmann-Tochter Plus, keine Pläne zur Wiedereinführung des Dosenverkaufs. Die Nummer 4 der Discounter, die Rewe-Tochter Penny, hat ebenfalls keine Dose im Lager. „Wir werden den Markt in aller Ruhe beobachten“, sagt auch der Sprecher des Handelskonzerns Rewe, Wolfram Schmuck. „Es gibt keine konkreten Beschlüsse zu einer Wiedereinführung der Dosen.“

Der Dosenvorstoß von Lidl wird mit Argusaugen verfolgt: Deutschlands führender Handelskonzern Metro (Real, Extra) hat keine Pläne zur Wiedereinführung der Dose. Die Metro-Töchter bauten ihre Getränkeangebot in Mehrwegglasflaschen aus. „Das unterscheidet uns von den Discountern“, sagte Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß. Hintergrund des Lebensmittel-Preiskampfes sind Wachstumsprobleme: Die erfolgsverwöhnten Discounter erzielen keine zweistelligen Zuwächse mehr und haben am Markt sogar Probleme, ihre niedrigpreisige Aktionsware wie Computer vollständig abzusetzen.